Gonzosophie
19. August 2007
Zweifel an der Tauglichkeit intersubjektiver Kommunikation
gonzosophie | 19. August 07 | Topic 'in aller Kuerze'
ich will hier nicht mehr lebend sein
warum? das frag nicht mich
frag die, die hier noch lebend sind,
die immer noch nicht stumm geworden

ich hab es satt, dieses Gerede
von hier und jetzt, von da und dann
Zerschlagt den Schädel euch mit Zweifeln
Zerschneidet euch den Mund mit Rat

Die Stille will ich,
Ihr allein
Tracht ich mit meinem Leben nach

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'Ich denke oft an Piroschka'
gonzosophie | 19. August 07 | Topic 'Marginalien'


In dem Moment des Erwachens kann ich an dich denken. Denke kein aber und kein vielleicht, sondern nur dich. Dann bin ich glücklich, lächle ich. Ein kurzer Moment, noch fast ein Traum, noch nicht real. Mit der Realität kehrt alles aber und vielleicht zurück; kehrt zurück was du gestern sagtest, womit ich meine Zeit ohne dich gefüllt habe. Ich habe grüne Plastikkäppchen ausgespritzt, die ganze Nacht lang. Grün ist die Hoffnung. Ich bin ein Idiot immer noch zu hoffen, wenn auch nur zwischendurch; in den Momenten, in denen ich alles andere vergesse.
Der Tag begann früh heute, und ohne Frühstück. Mit der Familie sind wir zur Freilichtbühne gefahren. Ein Lustspiel sollte gegeben werden und das wurde es auch. Puszta, ein Wort das alles zusammenfasst. Es gab Bier dort. Auf nüchternen Magen Bier zu trinken, habe ich immer gemocht. Dieses freie Gefühl, unangefüllt mit Hefe und Malz und doch beschwipst, angeheitert. Anders ging es auch nicht. Meine hastig zusammengesuchten Kleider waren überall verflust, verschmiert mit Rasiercreme und Erde. Ich habe es nicht mehr zur Reinigung geschafft. Nun sitz ich hier, versuche die Fassade aufrecht zu erhalten. Kaschiere mit den Händen die Flecken an der Hose. Meine Cousine und ihr Mann, seines Zeichens Fabrikbesitzer, sie Anwältin, haben uns eingeladen. Er ist einer der angenehmsten Menschen, die ich kenne, ruhig und lächelt viel. Was ist, wenn sie mich nach meinem Studium fragen, wissen wollen wie es läuft, was ich vorhabe. Es ist mir unerträglich geworden solche Gedanken zu denken. Alle haben Erwartungen, die ich nicht erfüllen kann, sehen mich mit diesem Blick an „Wir haben es dir ja gesagt“. Eine Darstellerin auf der Bühne erinnert mich an dich –blond, nett, selbstbestimmt. Vielleicht fällt sie mir auch nur wegen ihrerr 20er Jahre Kleidung zwischen all der Folklore auf. Greta, eigentlich ein schöner Name. Diese Hüte und Schals passen nicht in unsere Zeit, leider. Mode ist frivol geworden, auf Attraktivität bedacht. Schönheit hat sie längst vergessen. Vor mir sitzt eine Familie mit einem kleinen, blonden Mädchen. Es hat eine nachgezogene Naturkrause, sieht süß aus. Von Kopf bis Fuß ist es in Tokio Hotel gekleidet, selbst auf den Schuhen steht „Schrei!“. Wahrscheinlich wäre es bei näherem Kennen lernen ein völlig unsympathisches Kind. Ihre Eltern schauen halb alternativ aus. Sie mit wirrer Strähnchenfrisur, er trägt Jeans zum Sakko, hat nach hinten gekämmtes Grauhaar. Vielleicht Linke, die rechtzeitig den Sprung geschafft haben. Bei denen es läuft, auch finanziell, immerhin. Nun gehen sie mit ihrem Kind regelmäßig zu einem Schauspiel. Ich würde im fernstmöglichen Falle einer Vaterschaft meinen Nachwuchs auch ins Theater schleifen, ihn mit Kultur und Kunst langweilen. „Seid froh, ich hatte damals gar nicht die Möglichkeit zu sowas.“ Meine Gedanken schweifen ab, können dem Geschehen nicht folgen. Man merkt es mir an. Ich störe hier, schon wieder schwarz gekleidet. Ein Problem. Was soll man mit mir reden?
Ich habe keinen Hunger, bestelle mir Sauerbraten und reichlich Bier. Danach ein paar Aquavit. Davon kann man durchatmen. Die Gespräche sind belanglos. Ich ernte ein paar Lacher, vielleicht aus Verlegenheit. Ich weiß es nicht. Sie fahren uns nach Haus, in ihrem A8. Nachts smst du mir. Das ist ein Lächeln wert. Heute werde ich früh schlafen, für meine Verhältnisse.

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