Gonzosophie
18. Februar 2010
Unruhe
gonzosophie | 18. Februar 10 | Topic 'in aller Kuerze'
Mich klagt die Stille an: Warum nur sprichst du nichts?
Mich klagt die Starre an: Warum nur machst du nichts?
All diese Klagen jagen mich aus tiefem Schlaf. Alle jene Fragen stellt mir, was nichts sagen darf.
Es ist kein Wissen, was Gewissen ist. Jedoch gewiss, da mich der Zweifel frisst.
Und da sie stets in Ewigkeiten misst, trotzt nur die Liebe noch.
Noch.
Dann folgen lose Seiten, leere Zeiten.
Dafür muss stille Starre mich bereiten.

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29. Juli 2009
Vom Schleck (Alltagslyrik III)
gonzosophie | 29. Juli 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Lecken wollen Groß und Klein.
Jedem fällt was Leckres ein.
Doch man braucht schon ein Objekt,
denn sonst würde nichts geleckt.
So zum Beispiel Eis am Stiele,
eine Kugel oder viele.
Lecken können sich zwei Frauen,
doch man sollte nicht drauf bauen,
dass es was zu sagen hätte –
ist ja fast schon Etikette.
Mancher leckt gern LSD,
`n Andrer schlürft Melissentee –
das jedoch: Nicht mein Metier.
Was ich letztlich sagen will,
kurzer Satz mit wenig Stil,
und er fordert– quel dommage:
Lecken sie mich doch am Arsch!

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15. April 2009
Der Gourmet
gonzosophie | 15. April 09 | Topic 'in aller Kuerze'

Das Verlieren lässt sich nur genießen, wenn man versucht es zu vermeiden. Dann aber, schmeichelt es. Bestätigt die Weltanschauung, hat man erst die passende. Ich bin ein Gourmet. Nehme kleine Bissen, nicht zu große Schlücke.
Luxus heißt vergeuden zu können. Was Wert hat, einfach wegzuwerfen. Ich lebe das Verschwenden. Was mir wichtig ist, gebe ich ab. Stück für Stück, mit jedem Versuch, es zu erhalten.

Lass los, was du begehrt. Und wird es draußen grün. Egal, wie sich’s verfärbt. Nimm hin.

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schade, eigentlich
gonzosophie | 15. April 09 | Topic 'in aller Kuerze'
So'n Mann wie ich
ist eigentlich.
Er träumt Sie nur
in Worten.
Nicht fasst er Sie,
noch zeigt er ihr,
das Wir als
Utopie.
So'n Mann wie ich
ist schade,
eigentlich.

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10. April 2009
er trägt
gonzosophie | 10. April 09 | Topic 'in aller Kuerze'
lesen, was keiner liest,
schreiben, was keiner liest,
leben, was keiner liebt,
lieben, was keinen liebt

ertragen, was keiner trägt


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6. April 2009
Abiose
gonzosophie | 06. April 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Glocken künden deine Reise
Socken nicht, den Kopf vorn an
Paar Mann Geleit und alle leise
Priestersätze, Gottlobsang
Bequemer Sarg, Krawattenkragen
Klagen ehrlich vorgebracht
Stricke reiben über Zargen
Madenbett und Erdennacht
Letzte Träne, letzte Rose
Lose Augen, Regenschlag
Ab jetzt heißt es Abiose
Froh, wer mal so enden mag!

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Zettel
gonzosophie | 06. April 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Geschmeiß auf Papier,
braun-weiß,
flüstert zu dir:
Verzeih ’s.

Ich grabe mich ein. Bereue mein Leben und habe seit Längerem das Gefühl alles falsch zu machen ohne jedoch diese Gewohnheit ablegen zu können. Eine seltsame Nervosität, die man mir anmerkt. Man hält besser Distanz.

Lass sein.
Deckel drauf.
Nägel hinein.
Erde zuhauf.

Alternativen gibt es nicht, nur was man tut – und das ist wenig: Meine Stifte, deine Briefe brachte ich zum Wertstoffhof. Ich strich die roten Wände schwarz. Mein Herz liegt schon beim Schlachter.

Entgangen
Entsagt
Vergangen
Versagt

Wir schrieben uns. Wir schrieben uns ab. Zusammen gingen wir auseinander. Das Leben ist eine Phrase, die jeder drischt, jeder fallen lässt. Ich halte – meinen Mund.

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17. März 2009
noch wach?
gonzosophie | 17. März 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Wie ehrlich kannst du sein? Irgendwann sitzt du alleine in der Küche doch und rauchst, und trinkst dir noch dein achtes Bier, und dein Pint glimmt den Händen nach. Was helfen da noch Worte oder schafft die Tat? Du bist ein einzelnd Mensch, salopp. Du bist allein. Ein Ding der Möglichkeit, zuguterletzt, mit Feuchtigkeit im Kopp. Asch ab.

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4. Februar 2009
Massig
gonzosophie | 04. Februar 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Es waren der Nächte viele, die ich deiner gedacht, da ich für dich gewacht. Doch es ergrauten die Bilder, es verblassten die Stunden mir alle. Ich sink hinab zu Nacht und kühlem Wein, wo das Vergessen vor mir liegt und tiefer Schlaf. Hinter mir lass ich den Horizont, an dem klebt fahl und stumpf,
ein Arsch voll Zeit.


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20. Januar 2009
König Harkan
gonzosophie | 20. Januar 09 | Topic 'in aller Kuerze'
Harkan war ein Rübezahl,
ein Grobian, der manches Mal,
sein kleines, feines Weib betörte,
das jedoch selten ihn begehrte.

Er naschte gern vom Beerenstrauch,
der neben frischen Beeren auch,
der schon vergorenen anbot,
die brachten ihn oft aus dem Lot.

Dann wankte er, nun schwankte er,
und hin zum Weibe langte er,
das da schon ahnte, was passierte,
sich dementsprechend präparierte.

Doch König Harkan, Herr von Allen,
begann im Sturze, Plotz! zu fallen,
und landete in Weibes Schoß,
der ihm schon offen und ganz bloß.

Nun war die Königin sehr träge,
und wusch gar selten die Beläge,
die ihr dort unten wuchsen weg,
- hygienisch war‘s ein blinder Fleck.

Es stiegen folglich üble Gase,
dem Heros Harkan in die Nase,
der schon von Beerenwein benommen,
nun vollends fühlte sich beklommen.

So sank der König rasch hernieder,
dem längst erschlafft warn alle Glieder,
und lag nun vor der Königin.
Die nahm das hin.

Denn heimlich hatte sie geplant,
wär Harkan erst mal ungewarnt,
den fetten Wanst ihm auf zu tun,
und brachte also flugs ihn um.

Es herrscht nun bis zur heutgen Stunde
Die Königin in muntrer Runde,
„Und die Moral“, so spricht sie helle,
„vergisst man manchmal auf die Schnelle!“


[PS: jegliche Ähnlichkeit zu realen Amtspersonen ist rein zufällig]

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