Gonzosophie
Hypogonadismus
gonzosophie | 22. August 07 | Topic 'Marginalien'
Ich weiß das ich nicht passe. Zum Glück wissen es mittlerweile auch meine Mitmenschen. Ein wenig hat es schon gedauert, es zu realisieren, den Glauben zu verlieren, bei mir würde es nur etwas länger dauern, dass es schon noch werden würde – ich sei halt etwas wählerischer. Diese Illusionen machen wir uns nun nicht mehr. Sie haben gelernt keine Fragen mehr zu stellen. Ich habe gelernt mir ein Bier zu bestellen, wenn die andern Ficken gehen. Meist sind sie ja nicht lang weg. Wenn sie wieder kommen, grinst man hinter seiner Zigarette; so, als würde man schon verstehen. Es gab eine Zeit, in der ich viel Bier getrunken habe. Das nimmt mit dem Alter ab. Auch mit dem Rauchen hörte ich auf. Ich habe ja nichts gegen dieses offene Leben, nicht im Geringsten. Es gibt kaum Beängstigenderes als „True love waits“-Anhänger. Mit denen lässt sich gar noch weniger reden als mit Straight-Edge Idioten. Ich wünsche mir mehr Zügellosigkeit. Ich begrüße Schamlosigkeit, sie macht die Menschen ehrlicher. Ehrlicher als mich. Leider ist der Umgang mit vielen Menschen frustrierend, wenn sie ehrlich sind.
Mein Interesse Frauen gegenüber war immer schon zu wenig ordinär, als dass es erwidert worden wäre. Das erstaunt, verdutzt, lässt Abstand nehmen. Meine scheinbar fehlende Libido hat jeden eher verwundert als meine Zukunftslosigkeit, mein Trotz. Da halfen auch keine langen Briefe, keine Gedichte, keine Aussprachen weiter. Sie blieben schließlich ohne die erforderliche Initiative. Ich war stets der Meinung, mit koitalem Vokabular ließe sich nur schwerlich gute Poesie betreiben. Und selbst wenn - meiner Erfahrung nach neigen Frauen dazu sich mit dem einzulassen, der auf sie zugeht, der im Bedarfsfalle anwesend ist. Der Mann ist von Natur aus penetrant, sollte es sein. Schreiben kann nicht direkt genug sein. Ich blieb immer in der Ferne, bis ich schließlich ganz verschwand. Und hier bin ich nun. Abstinent.