Gonzosophie
13. August 2007
Autolyse
gonzosophie | 13. August 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Schluss. Ich reiße die Markise ab, vernagle die Fensterläden und verriegle die Tür. Die letzten Versuche, die Lügen wider mich selbst, spüle ich durchs Klo. Danach schließe ich das Bad ab. All das brauche ich nicht mehr. Your Home is your Castle.
Durch die Türritzen dringt Kichern, sie lassen sich schwerlich abdichten. „Draußen ist feindlich“, doch vor dem Hall habe ich keine Angst. Außenwelt lässt sich durch Krach übertönen, nur zu sehr auffallen darf man nicht. Sonst klopft noch jemand an - Wie lächerlich. Die Axt steht griffbereit neben meinem Bett.
Schnaps schützt vor dem Wahnsinn, Schmerz vor der Einsamkeit. Alles andere birgt Gefahr. Ich setze mich dem nicht länger aus, nehme diesen Wahnsinn nicht mehr in Kauf, lasse mich nicht weiter quälen. Macht doch was ihr wollt, nur ohne mich ("das ist natürlich leicht gesagt, wenn es eh niemand merkt"). Hier dringt keiner mehr ein. Ich habe Glasscherben verstreut, wandere auf Zehenspitzen umher. Ansonsten liege ich wund. So ist’s recht, denn richtig habe ich es gemacht. Mir sind keine Fehler unterlaufen. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, durch wen auch. Nun bin ich absolut – Ich.

„Ich bin nicht durch mich selbst entstanden. […] Es war unmöglich, daß statt meiner ein anderer entstände; es ist unmöglich, daß dieser nunmehr Entstandene in irgendeinem Momente seines Daseins anders sei, als er ist und sein wird.“

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Nebelschlussleuchten
gonzosophie | 13. August 07 | Topic 'Marginalien'
Ich überinterpretiere oft. Ein Lächeln, ein Wort – man sagt mir nach ich grübelte zuviel, ich hätte zuviel Zeit, manchmal aber auch, ich wäre Ignorant. Ich weiß nicht ob das stimmt, ob es da ein „zuviel“ oder „zu oft“ überhaupt geben kann. Und doch, häufig reicht eine SMS, ein Wort, ein Lächeln um mich glücklich zu machen, wohl gerade weil ich überinterpretiere.
Meine Unsicherheit bleibt so oder so.
„Ich bin nicht, was ich bin, weil ich es denke oder will; noch denke oder will ich es, weil ich es bin, sondern ich bin und denke – beides schlechthin;“. Auch ich lasse mich schwerlich in groben Partituren beschreiben. Ich bin nicht nur ein Gespinst meines Hirns. Ein Gehirn, das sich selbst nur als Neuronenkette begreifen will, gleicht einem Amboss, der aus sich selbst heraus die Schläge des auf ihn fallenden Schmiedehammers erklären will.

Trotz des mulmigen Gefühls der Privation und Deplatziertheit, welches mich ständig begleitet, spüre ich manchmal so etwas wie einen auf mir ruhenden Blick. Ein Auge, irgendwo dort im Nebel, das mich sieht. Ein Ohr, das mich hört. Ein Mensch, der mit mir Mensch ist. Dann habe ich schon fast eine Ahnung davon, wie es sein könnte, bei diesem Menschen
angekommen
zu sein


zit. nach J.G. Fichte, "Die Bestimmung des Menschen"

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