Gonzosophie
24. Oktober 2007
reductio ad absurdum
gonzosophie | 24. Oktober 07 | Topic 'Marginalien'
Ich reduziere mich, Tag für Tag streife ich Eigenschaften ab, versteife ich mich auf nackte Existenz. Meine Gedanken sind rudimentär. Mit jedem Morgen werde ich hohler, blasser, wie der Mond, wenn er am Tag versucht zu scheinen. Mein Potential ist banal. Ich bin nur ein zerschlissenes Ornament, ein Ableitungsfehler. Es gibt nichts, dass sich nur unter Annahme meiner Existenz hinreichend erklären ließe. Ich bin gezeichnet, nicht gravierend. Bin keine Wirkursache, auch keine causa finalis. Die überflüssigste aller Entitäten. Längst hätten meine Widersprüche bemerkt werden müssen. Mein Leben ist Verifikation der Kontradiktion meines Selbst. Glücklicherweise hat noch kein Rasiermesser dies entdeckt. Warum sollte man auf mich mehr Rücksicht nehmen, als auf Gott? So schleiche ich mich durch die Institute, durch die Schulen und warte nur darauf, dass man es aufdeckt. Mich streicht. Lange wird es nicht mehr dauern.

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23. Oktober 2007
Der Alb
gonzosophie | 23. Oktober 07 | Topic 'Autopoiesis'
Manches Mal in ruhigen Nächten, wenn draußen nicht einmal der Wind sich regt und auch Freund Mond von seinem Lichte der kargen Erde gar nichts gibt, da lieg ich wach, ja fürchte mich und ich erwäge: Was nur, wenn hinter all der Schwärze das Feuer zweier Augen läge? Wenn aus alter, böser Sage, ein Dämon oder gar der Tod sich heimlich zu mir schlich.
Und ich spüre schon wie er sich aus den Schatten beugt, mit schwerem Atem fispern feuchte Lefzen an mein Ohr: „Du kennst mich. Immer war ich da. Ich strich umher, lag unter deinem Kinderbett. Ich war bei dir, von Anfang an. Nur schlief ich manches lange Jahr. Und fast vergessen hättst du mich… Schau an, wie alt du schon geworden bist. Nun sag mir, wer hat mich zurück gebracht? Ja, was hast denn du gemacht, mit deiner Zeit?“. Und leise lacht das Lästermaul.
„Nun sprich schon, ich mache dir ein Angebot. Ich lass dich los, ich geb dir Leib und Geist zurück, nennst du mir nur ein einzig Ding. Nennst mir auch nur ein einzig Mal, wo du mit deiner jungen Kraft, wo du mit allem Atem, Schweiß und Blut verlangtest, und errungen hast ein teures Gut. Nur eines das dir wichtig war – untrennbar nah an deinem Herzen. Eines nur - nun sprich! - das dir nicht einerlei und ... du wärst frei“.
So sprach, in dieser Nacht, nur er. Und Stille ward mein Schlaf, mein Atem. Ich erwachte
niemals mehr.

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