Gonzosophie
28. Juli 2007
Autopoiesis
gonzosophie | 28. Juli 07 | Topic 'Autopoiesis'
Ich gehe immernoch zur Kirche, manchmal. Ich gehe gerne hin, eigentlich. Für einen melancholischen, fast morbiden Menschen ist der Katholizismus eine perfekte Religion. Das meine ich keinesfalls sarkastisch. Ich bin fasziniert und schon ein wenig neidisch auf diese Gläubigen. Ich sehe es mitlerweile als ein Talent an, Glauben zu können – eines, welches mir fehlt. Genauer gesagt, habe ich es verloren, irgendwann. Ich sagte zu Jesus: „Ich kann nicht mehr mit dir reden solange ich zweifle. Das ist halbherzig. Das ist falsch“. Seitdem sind wir geschiedene Leute. Ich denke, daran wird sich auch nichts mehr ändern…
Draußen regnet es, hier drinnen herrscht Versteppung. Ich war dort noch gestern, draußen, habe festegestellt, dass meine Augen schlechter werden. Ich dürfte wohl gar nicht mehr fahren. In meinen Wänden ist das belanglos. Ich saß wieder mal den ganzen Tag vorm Monitor – schreiben, lesen, kratzen. Wieso nehme ich das so ernst, sehe mehrmals täglich nach den „Clicks“? Liest mich noch wer? Ist dort draußen noch jemand, der mir Zeit schenkt?
Ich schreibe mich weiter, ich muss. Schreiben ist Sinn, kann nicht leer sein. Ich setze Zeichen. Da! schon wieder eine Zeile, ein schöner Klang – Ich lebe. Gegen das leere Blatt bestehe ich.
Diese ganze Blogsphäre ist unglaublich autopoietisch. Um gelesen zu werden reicht es nicht aus einfach zu schreiben. Man muss Andere lesen, muss kommentieren, abermals kommentieren, Selbstreferenzen aufbauen um den Kreislauf zu erhalten, um selbst kommentiert zu werden. So wiegelt man sich auf, verstrickt sich immer weiter. Man schreibt nicht mehr aus sich, man schreibt über jemanden: „trackback link“.
Und doch bleibe ich der Idiot, der Stümper, der nicht zwischen die Zeilen passt. Banalität kann zum Schicksal werden: Selbst in der Belanglosigkeit.

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27. Juli 2007
27.
gonzosophie | 27. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Wie wenig man doch aus den Tagen machen kann. Eine Stunde ist nichts als ein wenig Schlaf in den Füßen oder Kribbeln, in den Zehen vielleicht. Ich mag das. Der Körper verwest partiell. Diese schönen, lauen Tage ohne Frische. Einfach in sich bleiben, bei Tee und etwas Zwieback.
Wer zur Hölle mag eigentlich Wacholder? Wer ist jemals auf die Idee gekommen, einen Schnaps daraus zu brennen, Schnaps?! Diese Jungen Menschen kennen ihn nicht mehr, nicht den Geruch von Tannennadeln. Branntwein; so viel Wärme strahlt aus diesem Wort – Ich bin betrunken, nicht tauglich zu schreiben. Ich verschwimme in den Gedanken dieses Geruchs von Wäldern, dunkelgrüner Einsamkeit.
Welches Fazit würdest du unter deine Vita schreiben? Geht es da noch um Qualifikationen, um Reife? Ich kann auch gut ohne leben, „sich selbst ein wenig im Wege stehend“. Warum zeigen sie immer die Filme der Menschen, die kurz vorher verstorben sind? Wieso zeigen, was tot ist, wo wir noch leben, immer noch….
Doch da liegt auch der Trost, denn sie sind tot und nichts wird bleiben, von ihnen. Es gibt nichts zu erreichen, außer dem Nichts, das auf uns wartet.

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