Gonzosophie
30. Juli 2007
Monday, the 30th of July
gonzosophie | 30. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Den Teufel gibt es nicht. Oft genug habe ich ihn beschworen. Ich bettelte ihn an, mir ein Leben für meine Seele zu geben. Habe nachts auf ihn gewartet, ihn tagsüber gesucht. Nicht einmal er schenkt mir Beachtung. Und ich werde noch immer nicht wahnsinnig, höre keine Stimmen, so angestrengt ich lausche. Alles bleibt real, die Träume dringen nicht auf diese Seite. Das Experiment ist missglückt. Alle Versuche sind gescheitert. Nichts ist passiert, wird passieren. Ich habe mich in die Wagschale geworfen und nichts gewonnen, schlimmer noch: Ich habe nichts verloren. Was bleibt nun noch zu tun? Gibt es noch unbeschrittene Wege? Ich weiß nicht einmal, wohin ich eigentlich gehen wollte.

Du hättest mich vielleicht verstanden. Was soll mir nun noch einen Grund geben, weiterzugehen, außer der Stolz und die Angst – oder der Ekel. Dieser abscheuliche Ekel vor der so apologetischen wie gewöhnlichen Elegie des Versagens. Ich will gänzlich Scheitern, ohne Entschuldigung, ohne Ausrede. Dieses Leben lässt sich nicht richten; nur im bedingungslosen Scheitern lässt es sich rechtfertigen - durch das Falsche nichten. Wälze deinen Stein, bis er dich zerquetscht: Es ist dein Stein!

Permalink





30. Juli 2007
Sonntag, abends
gonzosophie | 30. Juli 07
Ich sitze hier. Schmerz und Angst gefrieren in der Einsamkeit meines Käfigs. Die Stäbe habe ich schwarz getüncht, das Schloss verlötet. Einen Spiegel habe ich mir aufgehängt. Nun lese ich mir ein freies Leben an, ein interessantes. Blicke ich von den Büchern auf, sehe ich nur einen alten, fahlen Mann – gefangen. Doch mein Herz bleibt stark und mein Mut erhält sich frisch. Sie können nicht vergehen. In meiner Konserve gäre ich im eigenen Saft, konzentriere mich. Nichts wird verschwendet, nichts wird vergeudet, nichts ist vergeben. Alles bleibt in mir. Ich reife der Vollendung zu.
Als ich einmal zuließ zu fühlen, mich binden zu wollen an ein Gefühl, als ich an einen Menschen glaubte, starb etwas in diesem Menschen. Es war das Hoffen und Träumen, der Glaube, dass Dinge nicht einfach da und wir nur fügsam sind. Heute ist mir klar, dass dieses Wünschen und Schwärmen wohl das sterblichste am Menschen ist. So hörte auch in mir etwas auf. Mir dämmert, Alle haben Recht hatten, und werden es behalten: Jeder ist nur sich selbst nahe, hat das Beste aus sich zu machen - sonst gibt es keine Verpflichtungen; Alles andere ist Tand aus grauen Träumen. Das Leben ist machen, nicht wünschen. Wer klug ist, handelt zu seinem Glück. Wer sein Glück nicht selbst macht, der passt nicht. Wer nichts macht, ist nie gewesen.
Und dies dickt mein Blut ein, so dass es nur noch durch den Körper kriecht und zäh durch die Gefäße kratzt. Doch noch erreicht es mein Gehirn, wenn auch vermengt mit reichlich Galle. Ich höre es gerinnen, in den Kapillaren, und spüre kleine Klumpen durch die Adern rieseln. Ein Arzt sollte sich das ansehen, irgendwann einmal.

Permalink





... ältere Einträge