(Quelle: http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/GuttenPlag_Wiki)
Es ist ein zerstörendes Bild, das sich hier abzeichnet. Auf nahezu allen inhaltlichen Seiten der Doktorarbeit Guttenbergs finden sich verdächtige Stellen. Die meisten dieser verdächtigen Stellen sind schon als Plagiate erwiesen. So hat er offenkundig nicht nur innerhalb seiner Doktorarbeit falsche Tatsachen vorgetäuscht, geistigen Diebstahl begangen und bewusst gegen geltendes Recht verstoßen – Guttenberg hat auch ehrenwörtlich erklärt, dies nicht getan zu haben. Nicht allein hat er also dieses Ehrenwort gebrochen, sondern die Öffentlichkeit nach Bekanntwerden dieser Tatsachen auch gleich noch einmal dreist angelogen und darüber hinaus jeden beleidigt, der diese Anschuldigung erhob.
"Es wurde allerdings zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht oder bewusst die Urheberschaft nicht kenntlich gemacht. Sollte sich jemand hierdurch oder durch inkorrektes Setzen und Zitieren oder versäumtes Setzen von Fußnoten bei insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten verletzt fühlen, so tut mir das aufrichtig leid." (Quelle: SZ)
Hier geht es mitnichten um ein paar falsche Fußnoten oder vergessene Anführungsstriche. Und damit brechen alle Verteidigungsstrategien langsam aber sicher in sich zusammen. Erst redete man sich damit heraus, dass es doch nur ein paar Stellen seien und man deshalb nicht von einem „Plagiat“ sprechen müsse – schließlich habe die restliche Arbeit ja sogar die Bestnote erzielt und verdient. Auch Schäuble sprach von einer inhaltlich sehr guten Arbeit.
Das statistische Mittel der Wahllosigkeit
Danach wurde jedoch bekannt, dass dieses Werk von eigentlich allen Experten bestenfalls als durchschnittlich bewertet wird und dieser Durchschnitt sich wohl schon allein dadurch ergibt, dass die aufgegriffenen Positionen samt und sonders von anderen Stellen übernommen wurden. Da lehrt schon die Stochastik, dass höchstwahrscheinlich ein durchschnittliches Produkt am Ende stehen wird.
Nun sagt die Kanzlerin, sie habe Guttenberg ja nicht aufgrund seines akademischen Titels in sein Amt berufen und da leiste er ja ausgezeichnete Arbeit. Was ich von letzterem Urteil halte, können sie sich denken: Das Letzte. Der Logik des Arguments zufolge könnte sie übrigens auch einen Raubmörder als Innenminister dulden, solange er sein Amt denn gut verwaltet. Wer wird schließlich aufgrund seines Vorstrafenregisters in dieses Amt berufen? Schäuble etwa?
Er sagte stets die Wahrheit
Aber sieht man sich die Satzkonstruktion des obenstehenden Zitats an, so fällt auf, dass Guttenberg es nie geleugnet hat: Die „insgesamt 1300 Fußnoten und 475 Seiten“ sind inkorrekt gesetzt und zitiert. Folglich die ganze Arbeit. Und was sagt nun die Mehrheit der deutschen Bevölkerung? „Halb so wild.“ Bestes Beispiel ist eine jüngst ins Leben gerufene Seite, die es sich zum Ziel gemacht hat, Solidarität mit Guttenberg zu verdeutlichen.
„Ich erwarte eine Versachlichung der Debatte und eine klare Mäßigung der Gegner. Dazu habe ich jetzt etwas getwittert, was man gerne "retweeten" kann. So setzen wir ein Zeichen und machen weiter auf die ProGuttenberg-Seite aufmerksam :-) DANKE nochmal an ALLE derzeit 130.000 Unterstützer!“ (Quelle: Facebook)
Diese Seite versteht sich als Gegenprojekt zu Guttenplag, jener Seite also, welche eben die Sachlichkeit der Anschuldigungen belegen will. Es geht den Initiatoren folglich nicht um eine sachliche Debatte. Es geht darum, einen Politiker gegen jede noch so begründete Anschuldigung in Schutz zu nehmen und Zweifel an seiner Redlichkeit totzuschweigen. Ein solches Verhältnis zur Politprominenz kennt man eigentlich nur aus Italien. Sollte man meinen.
Das muss Liebe sein
Es ist schon sehr romantisch, wie ein Volk gleichzeitig die Politik als unanständig und verlogen abwerten kann, aber einen unanständigen und verlogenen Politiker mehr liebt als sonst irgendjemanden. Man hat sich so sehr in dieses Bild vom redlichen Baron hineingesteigert, dass man sich schlicht weigert, es als Fälschung wahr haben zu wollen. Und so strahlt uns Guttenberg von dieser unsäglichen Facebookseite entgegen - möchte uns sagen: „Seht her! Ich bin so anständig und redlich, dass ich lügen und betrügen kann, wie ich will.“
Nachtrag: Wie verhalten sich clevere Verbrecher? Sie geben immer genau das zu, was man ihnen sowieso schon nachgewiesen hat. Seit spätestens gestern steht fest, dass Guttenbergs Doktorarbeit ein dreistes Plagiat ist. So nimmt es nicht wunder, dass er endlich selbst einräumt „an der ein oder anderen Stelle […] Fehler“ in seiner Doktorarbeit begangen zu haben. Die sei ihm beim "erneuten Lesen der Dissertation über das Wochenende" aufgefallen. Wie war das Wort nochmal? Achja – „abstrus“! Anders kann man diese mittlerweile wirklich schamlose Taktiererei nicht nennen. Aber wenn Sie glauben sollten, es ginge nicht noch scheinheiliger, raten Sie doch mal, welche Konsequenzen der Baron zieht? Nicht reu- sondern demütig (!) entschuldigt er sich bei den Geschädigten und großmütig wie er ist, möchte er seinen Doktortitel zurückgeben. Zurückgeben, bevor amtlich festgestellt wird, dass er nie einen besessen hat, da er beim Erwerb betrogen hat.
„Es geht darum, den Schaden für die Universität, den Doktorvater und den Zweitkorrektor zu begrenzen. Deshalb war meine Entscheidung richtig, den Doktortitel nicht zu führen. Auch wenn das schmerzlich ist, wenn man so lange für ihn gearbeitet hat.“ (Quelle:FAZ)Da opfert sich dieser anständige Mann für seine Mitmenschen auf und gibt den Doktortitel völlig selbstlos wieder ab – wo er doch ganze 7 Jahre gebraucht hat, ihn „in mühevollster Kleinarbeit“ zusammen zu kopieren. Das schmerzt „vorübergehend, ich betone vorübergehend“ schon beim Lesen. Doch was schmerzt noch mehr? Die Reaktion seiner Befürworter:
"Hochachtung! Zu Guttenberg spricht gerade in Kelkheim und entschuldigt sich bei den nicht genannten Quellen. Die Doktorarbeit habe Fehler, die sich über 7 Jahren angesammelt haben. Er hat klare Worte gefunden und jetzt sehe ich Ihn noch positiver. Hut ab!" (Quelle:facebook)Allerdings. Hut ab.
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Ich kann mein Fehlverhalten nur damit erklären, dass ich in diesem Betrug einen Verstoß sah gegen alles, was heute zumindest unter Ehrenmännern (noch) als wahr und ehrlich gilt – nämlich wissenschaftliche Arbeitsweise, juristische Legitimität und persönliche Redlichkeit. Diese Auffassung ist natürlich völlig vermessen. Glücklicherweise wies mich Dr. Schäuble, heute Morgen im Deutschlandfunk zum Plagiat befragt, darauf hin, dass jeder Mensch manchmal einen Fehler begehe. Wer niemals derlei Verstöße beginge, sei ihm … nunja, ein verdächtiger Mensch.
Dieses Bekenntnis eines konservativen Politikers hat mich überzeugt. Ist Clementia, die milde Barmherzigkeit, doch eine grundlegende Tugend, der auch ich mich verpflichtet fühle. Wem soll sie denn gelten, wenn nicht einem Mitglied der Christsozialen Union?
Bei meinen Auslassungen habe ich leider völlig außer Acht gelassen, dass im gesellschaftlichen Diskurs meine Auffassung von wissenschaftlicher Redlichkeit und persönlicher Integrität nur eine Position unter gleichgültigen ist. Sie, Herr Guttenberg, vertreten nun einmal eine andere Meinung. Für Sie sind Plagiatsvorwürfe in jedem Fall, auch wenn Sie selbst um deren Stichhaltigkeit wissen, abstrus. Auch haben Sie kein Problem damit, einen Betrug zu begehen. Diese Meinung muss ich als Demokrat tolerieren und, ja, auch respektieren. Schließlich waren alle meine großen Vorbilder Rebellen wider überkommene Institutionen und bürgerliche Scheinmoral – ganz wie Sie, Herr Guttenberg.
Völlig fehl am Platze waren deshalb meine Auslassungen über den Zustand ihrer moralischen Gesinnung oder gar oberflächliche Häme bezüglich ihres „halbseidenen“ Aussehens, dass ich für eine solche Handlungsweise als angemessen bezeichnete. Ich entschuldige mich also in aller Form für mein unredliches Verhalten und gestehe meine Fehler ein. Sollten mir derlei Verfehlungen abermals unterlaufen, entschuldige ich mich übrigens auch gerne dafür. Streichungen oder Verbesserungen der Anschuldigungen werde ich bei einer möglichen Neufassung berücksichtigen.
Mit freundlichen Grüßen verbleibe ich hochächtungsvoll,
Ihr Gonzosoph
PS/Nachtrag: Sollte ich Sie, Herr "formerly known as Dr." Guttenberg, vormals als Dokor angesprochen haben, bitte ich auch diese Verfehlung zu entschuldigen...
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Wenn Sie jemanden mit einem blutigen Messer in der Hand über einer blutüberströmten Leiche finden, haben Sie einen mutmaßlichen Mörder vor sich. Er ist nur mutmaßlich Mörder, weil Sie (noch) nicht beweisen können, ob er tatsächlich gemordet hat. Es deuten schließlich nur Indizien darauf hin. Hier bedarf es zur juristischen Urteilsfindung eines langen Prozesses, denn vorerst muss die Unschuldsvermutung gelten – was Sie nicht davon abhalten wird, erst einmal die Polizei zu rufen.
Wenn Sie dagegen genau sehen, wie ein Mörder jemanden ermordet, werden Sie ihn kaum als „mutmaßlichen Täter“ titulieren. Begehen Sie deshalb eine Vorverurteilung? Offenkundig, denn momentan warnen sämtliche konservativen Lautsprecher vor einer „Vorverurteilung“ Guttenbergs. Hier geht es nicht um Mord, sondern um eine veröffentlichte Arbeit – das ist das Schöne daran. Dabei kann sich jeder ein klares Urteil über die Vorwürfe bilden: Man muss sich nur seine veröffentlichte Doktorarbeit ansehen und die Artikel und Aufsätze, aus denen er teils wörtlich, teils ganz leicht abgewandelt übernommen hat, ohne es irgendwie zu kennzeichnen. Da ist anhand wissenschaftlicher Zitations- und Benimmregeln nicht viel falsch zu interpretieren.
Soll er? Er sollte nicht!
Die Frage ist also keinesfalls mehr, ob er ungekennzeichnete Passagen einfach übernommen hat. Die Frage lautet nur noch, wie man dies juristisch, politisch oder moralisch bewerten wird. Es handelt sich folglich auch nicht mehr um „Anschuldigungen“, wie in sämtlichen Medien kolportiert wird, sondern um Beweise. Diese Beweise häufen sich. Deshalb ist es auch ziemlich fragwürdig, warum die Zeit oder tagesschau.de noch immer davon sprechen, Guttenberg „soll“ etwas übernommen haben - er hat.
Das haben übrigens auch die FAZ und die NZZ erkannt, aus denen er ja teilweise übernommen hat. Sie fordern folglich zumindest eine Entschuldigung des Ministers. Anders als von der CSU und meinungsstarken Bürgern nunmehr vertreten, kommen diese „Anschuldigungen“ also mitnichten allein aus der „ganz linken Ecke“ oder sind eine bloße „Schmutzkampagne des politischen Gegners“. Die Beweise liegen, wie gesagt, auf dem Tisch. Will man sie nicht zur Kenntnis nehmen, muss man schon die Augen schließen.
Schmutz- und Trutzkampagnen
Es hat sich aber wohl mittlerweile so eingebürgert. Also nicht das Plagiat, sondern dieser Umgang mit Vorwürfen gerade gegen Politiker. So wie jeder Politiker sich anhören muss, dass ihn bei seinen guten Taten - sofern er sie tatsächlich einmal vollbracht hat - nur parteitaktische und opportunistische Beweggründe dazu veranlasst haben, so kann er sich bei sämtlichen Anschuldigungen auf eine mutmaßliche (!] Hetz- oder Schmutzkampagne des politischen Gegners berufen. Oft mögen beide Argumentationsweisen ja sogar stimmen.
Hier geht es aber nicht um politische Standpunkte, bei denen man berufsgemäß unterschiedlicher Auffassung ist, sondern tatsächlich einmal um die Sache. Es geht dieser Vorwurf ja auch nicht den CSU-Politiker, sondern den Menschen Guttenberg etwas an. Das ist für ihn wohl das große Problem, dass er die möglichen negativen Konsequenzen hierbei nicht wird delegieren können. Er ist allein für seine Doktorarbeit verantwortlich und wird sich dafür verantworten, dass er in ihr „gemogelt“ hat.
Und wie es nun gelten sollte, dass man ihn „ohne Ansehen der Person“ – wie es in der Juristerei so schön heißt – behandeln muss, so gilt dies auch für diejenigen, die seine Verfehlungen aufgedeckt haben. Es geht schließlich nicht darum, wem eine Bestrafung Guttenbergs etwas nützt, sondern ob sie rechtens ist. Darüber kann sich, wie gesagt, jeder selbst ein Bild machen.
Wieso nur?
Die Fragen, die man sich im Anschluss wird stellen müssen, sind das eigentlich Interessante daran. Nämlich wieso dieser Betrug nicht schon vorher aufgefallen ist und womit das laut fachkundiger Rezension „mehr als schmeichelhafte“ Prädikat „summa cum laude“ begründet worden ist. Das lässt abermals tief in die Seele des Universitären blicken und kaum auf scharfe Sanktionen hoffen. Vermutlich bleibt das Einzige, was die Verantwortlichen der Fakultät dazu bringen könnte, ihren eigenen Fehler anzuerkennen, der absolute Verlust an Glaubwürdigkeit, der droht, falls sie es nicht tun.
Und dann stellt sich noch die Frage, wieso der Freiherr es überhaupt getan hat. Für mich, obwohl nicht gerade als „Guttensteph“-Fan bekannt, die größte Unklarheit hier. Schließlich ist der Betrug einerseits so stümperhaft – er hätte die Passagen zumindest umformulieren können – andererseits so unnütz, denn er hätte die Passagen auch einfach angeben und auf ihrer Grundlage etwas Ähnliches formulieren können. Dass wäre legitim gewesen und seinem Doktorvater wohl auch nicht weiter aufgefallen – schließlich hat er die Prüfung der Fußnoten kaum allzu genau genommen. Entweder traut er sich also solch eine Leistung nicht zu, oder hält „Legitimität“ schlicht für verzichtbar und sieht keinerlei Verfehlung darin zu stehlen und zu betrügen.
Oder aber er sieht sich selbst tatsächlich als unangreifbar durch solcherlei Kritik. Denn zu guter Letzt: Er hätte sich doch denken können, dass er damit auffliegen wird. Auch wenn sein Doktorvater ihm wohlgesonnen sein mag, sind Doktorarbeiten aufstrebender Politiker immer irgendwann einmal im Fokus zumindest irgendeines Journalisten. Dass er es trotzdem getan hat und nun, wo sein Betrug aufgedeckt wurde, sofort alle Anschuldigungen mit seiner typischen Unfehlbarkeitsmimese als „abstrus“ wegwischt – dass lässt vielleicht am Tiefsten blicken. Dieser Mann hält entweder sich für unfehlbar oder alle Anderen für ziemlich dumm. Er fühlt sich keinem Regelwerk verpflichtet, auch keinem Titel und ist somit das Gegenbild des idealen Adeligen, zu dem er sich so gerne stilisieren lässt. Da hilft auch keine weitere Imageübernachtung in "einem der gefährlichsten Außenposten Afghanistans“ (*machogrunz*) weiter.
( Kommentieren und flattrieren Sie auf gonzosophie.de)Man hört ja allenthalben, der Literaturbetrieb sei nur etwas für die gebildeten Stände und in seinem Elitarismus nur noch durch seine Weltferne übertroffen. Wie falsch dieses Urteil ist, zeigt sich spätestens dann, wenn die Skandale aus dem Bereich der Literatur das öffentliche Leben einholen.
Hegemann lässt grüßen
Gestern noch der beliebte Newcomer, Medienliebling und Wunderkind, auf welches sich die Nachwuchshoffnung einer ganzen Nation projeziert hatten und plötzlich kommt heraus: Das war alles nur geklaut. Nein, diesmal geht es nicht wieder um Helene Hegemann und ihre großzügig ins Plagiieren ausschweifende Auffassung von Inspiration durch Dritte. Es geht abermals um Karl Theodor „zu“ Guttenberg, der allem Anschein nach große Passagen seiner Doktorarbeit wortwörtlich übernommen und nicht gekennzeichnet haben soll.
Fraglich bleibt jedoch, ob er sich auch wie eben jene herauszureden vermag und nunmehr behaupten wird, das Plagiat sei nun einmal modernes Stilmittel und die Krone der Intertextualität. Für einen Juristen wird diese Argumentation zwar äußerst amüsant, jedoch sicher wenig entlastend sein. Ihm droht die Aberkennung seines Titels – des Doktortitels freilich, denn der Adelstitel wird durch Leistung nicht erworben und kann dementsprechend durch Fehlleistungen niemals aberkannt werden.
Der Titelverteidiger
Handelt er nunmehr so, wie es ein K.T. Guttenberg in Krisenzeiten nun einmal zu tun pflegt, darf man gespannt sein, wessen Köpfe rollen werden. Wo sich bei einer eigenverantwortlichen Studienleistung allerdings die Untergebenen finden lassen, auf welche man einfach die Schuld schieben könnte, erschließt sich mir noch nicht. Vielleicht schiebt er eine Sekretärin vor, oder einen Studien“freund“. Da zeigte sich der Herr Minister in seiner Vergangenheit doch oft äußerst kreativ – anders als wohl in seiner Doktorarbeit.
Das muss man konservativen Ministern aber vielleicht nachsehen, schließlich ist er nicht der Einzige innerhalb dieses Kabinetts, dessen Doktorarbeit zumindest sehr fragwürdig erscheint. Wenn man sein Personal allerdings möglichst jung, unbelastet und vor Allem schnell mit akademischen Würden auszeichnen möchte - damit es sich auf dem Wahlzettel besser macht – muss man sich wohl auf solche Verfahrensweisen verlegen.
Konservative Wissenschaft – Ganz neue Erenntnisse
Wo die Schröder, geborene Köhler, also eine Doktorarbeit über ihre eigene Partei verfasste, wobei sie freundliche Unterstützung durch mehrere Hilfs(schreib)kräfte seitens der Partei genoss und sich der wissenschaftliche Wert ihrer Arbeit wohl nur Mitgliedern jener Partei selbst erschließen wird, hat Guttenberg schlicht abgeschrieben. Literarisch, juristisch vielleicht ein Kavaliersdelikt – für Wissenschaftlicher aber eine Todsünde. Die Mitglieder dieses Kabinetts jedoch für Technokraten zu halten, wäre allenfalls für einen guten Witz tauglich.
Das Verteidigungsministerium hat den Vorfall übrigens schon kommentiert: Man sehe den Anschuldigungen gelassen entgegen, schließlich habe man „nach bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt. Das klingt so souverän, ja schon absolutistisch, dass es nur aus dem Mund des Freiherren selbst stammen kann. Warum verfasst eigentlich das Verteidigungsministerium in einem Fall von universitären Plagiatsvorwürfen Stellungnamen? Vielleicht ist dies ja der ominöse Fall, für den man vorher eine Grundgesetzänderung bezüglich des Einsatzes der Bundeswehr im Inneren angestrengt hat.
( Kommentieren und flattrieren Sie auf gonzosophie.de)Ich habe mich ja schon lange nicht mehr zur Tagespolitik geäußert, außer natürlich mit einem hoffentlich zur Kenntnis genommenen Augenzwinkern anlässlich des 140. Jubiläums der deutschen Einheit. Aufmerken lassen mich nun jedoch jüngere und ältere Ereignisse aus genau dem Bereich, mit dem ich mich zuletzt des Öfteren beschäftigt habe: Der Bundeswehr.
Seitdem nämlich der nunmehr größte Hoffnungsträger des deutschen Volkes, Karl Theodor Guttenberg, das Verteidigungsresort übernommen hat, scheint es dort drunter und drüber zu gehen. Allem Anschein nach albern Soldaten in ihrer Freizeit mit Handfeuerwaffen herum, weil sie sonst nicht die Gelegenheit dazu haben (seltsam, wo es sich doch um einen Krieg handeln soll) und erschießen sich dabei gegenseitig. Feldpostbriefe werden von unbekannten Händen geöffnet und leer weiterverschickt. Darüber hinaus kommt es auf der Galionsfigur der Deutschen Marine, der Gorch Fock, zu so genannten Meutereien.
Die Azubis meutern
Dass dieser Begriff bei ein paar, zugegebenermaßen direkten Befehlsverweigerungen etwas übertrieben ist, muss nicht weiter erläutert werden. Sinnbildich ist dieser Vorfall dennoch und seltsam mutet es dabei an, dass sämtliche Berichterstattung und Meinungsäußerung zum Vorfall direkt die Befehlsverweigerer in Schutz nimmt und eine „Aufklärung“ (Neudeutsch für Verurteilung) hinsichtlich der Rolle der höheren Dienstgrade in diesem Fall und bei dem Unfalltod einer Kadettin im Vorfeld fordern.
Von Führungsschwäche wird gesprochen, von „Drill“, „Schikane“ und dergleichem. Nun muss man kein Wehrdienstverweigerer wie meine Wenigkeit sein um die Überzeugung zu teilen, dass Drill und Schikane zur Bundeswehr ebenso dazu gehören wie Büchsenfleisch und Schießgewehre. Deswegen verweigert man ja: Ein Segelschulschiff ist kein Ausflugsdampfer, ein Seekadett kein jugendlicher Azubi und ein Offizierslehrgang kein Seminar, welches man einfach jederzeit verlassen kann. Woran das liegt? Weil Soldat nun einmal kein Job im herkömmlichen Sinne ist – so gerne man ihn auch heute als eben solchen sehen möchte. Vor allem ein Offizier ist kein bloßer Arbeitnehmer in Uniform. Er hat Pflichten und Verantwortung, muss etwas Höherem verpflichtet sein als bloß einer rechtlichen Dienstordnung. Schon allein weil er scharfe Waffen führt.
„Soldaten sind Mörder?“
Soldaten sind dazu da um nicht nur im Notfall zu kämpfen und zu sterben – leider scheint ihnen das heute niemand mehr zu sagen. Man bekommt die jungen Leute ja auch leichter heran, wenn man ihnen bloß von der tollen Bezahlung und einem bezahlten Studium vorschwärmt. Dem seltsamen Berufsbild des zur Selbstverteidigung bewaffneten Aufbauhelfers entspricht es dabei wohl nicht mehr, dass man sich auf (nicht weiter zu hinterfragendem) Befehl in Gefahr begeben muss. Dabei ist es nicht feindliches Feuer, vor dem die Seekadetten zurückschreckten, sondern die alltägliche Arbeit auf dem Schiff, für das sie sich freiwillig gemeldet hatten. Ihre Ausbilder bezeichneten sie angeblich als Mörder, weil sie diese alltägliche Arbeit befohlen hatten und eine Kadettin dabei aus der Takelage gestürzt und zu Tode gekommen war. Wie dieser Unfall trotz Sicherung passieren konnte, das gilt es aufzuklären. Wie heikel es jedoch ist, Soldaten als Mörder zu bezeichnen, wissen wohl vor allem die Zivis unter uns nur zu gut.
Unserem Verteidigungsminister wird dies, nebenbei bemerkt, kaum schaden. Wie könnte es auch. So titeln Nachrichtenmagazine nicht mit dem eigentlichen Skandal, sondern lieber gleich mit der Reaktion des Hoffnungsträgers: „Guttenberg fordert Aufklärung“. Das ist in etwa so, als würde man einen investigativen Bericht darüber bringen, dass Aldi seine Kassiererinnen aufs Schlimmste schikaniert und man betitelt das ganze mit „Gebrüder Aldi fordern Aufklärung – Anscheinend Menschenrechtsverstöße in ihren Filialen.“ Da bleibt das Image natürlich sauber, obwohl selbst Unionspolitiker ein mangelndes „Informationsverhalten“ des Ministeriums anprangern. Sprich: Es wird verschleppt, verschwiegen und womöglich sogar vertuscht. Aber das wäre ja nichts Neues. Man denke nur an einen ominösen Tanklaster und was die Konsequenzen seiner Bombardierung waren…
Nachtrag: Als hätte ich es geahnt. Soeben geht die Meldung ein, dass unser Verteidigungsminister den langjährigen Kapitän der Gorch Fock, Norbert Schatz, telefonisch von seinem Posten enthoben hat lassen. Dies noch bevor die angeordnete Untersuchung der vergangenen Vorkommnisse überhaupt begonnen hat. Womit die Untersung also nunmehr im Grunde hinfällig geworden ist, denn Guttenberg hat den Schuldigen offensichtlich schon gefunden. Wie gut, dass er stets über alle Vorgänge in seiner Armee ausreichend informiert ist, um solche sachgerechten Entscheidungen zeitnah zu fällen. So gelingt es ihm, jegliche Kritik am Ministerium durch Ausweisung eines Schuldigen im Keim zu ersticken. Dies bewies er schon zuvor mit der zeitnahen Entlassung des Generalinspekteurs Schneiderhahn, als erstmals Kritik an der Person Guttenbergs laut wurde. Fragt sich nur wer als nächstes über die Planke springen muss….( Kommentieren und flattrieren Sie auf gonzosophie.de)
Verprügelt man einen Demonstranten, so ist das eine strafbare Handlung, werden tausende Demonstranten verprügelt, so ist das eine politische Aktion. Missachtet man die Stimme eines Bürgers, ist das eine strafbare Handlung. Missachtet man stets die Meinung der Mehrheit ist das eine politische Agenda. Chauvinismus ist, wenn ich sage, dieser und jene passen mir nicht. Repression ist, wenn ich dafür sorge, daß das, was mir nicht passt, nicht länger geschieht.
Ob legal, ob militant - dumm ist jeder Widerstand!
Entschuldigen Sie, wenn ich mich in meiner Rhetorik etwas an vergangene Tage anlehne. Aber ich bin ja nicht der einzige - Reminiszenzen an den deutschen Herbst finden sich überall. So etwa bei einer angehenden Oppositionspolitikern, die laut ihrer jüngsten Rede bereits die „linke Republik“ aufziehen sieht, weil sich die Bevölkerung endlich wieder organisiert und öffentlichkeitswirksam mitteilt, was sie für demokratisch legitimiert erachtet und was nicht. Wissen Sie, wie Herr Mappus das nennt? „Dagegen-Republik“. So realistisch sind beide dann also doch, dass sie gleich die ganze Republik gegen sich in Stellung sehen. Aber wie Merkel es ausdrückte: "Dagegen zu sein, das ist das Gegenteil von bürgerlicher Politik." Ein Schelm, wer da an das sog. Ermächtigungsgesetz denkt: Die Christdemokraten (warum eigentlich nicht christlich-jüdische Demokraten?) sind nun einmal gegen dagegen und das immer schon gewesen.
„Und schuld an Allem ist nur die SPD“, oder die Grünen - schön wär’s! Wer in Stuttgart 21 und dem Erstarken der Anti-AKW Bewegung nicht direkte Folgen des CDU-Wahlprogrammes sieht, der täuscht sich. Natürlich nicht des offiziellen Wahlprogrammes, aber das liest sich auch wie ein Gegenprogramm zu dem, was die CDU tatsächlich als Agenda durchsetzt. Und was macht man nun, wenn man wie Herr Mappus bereits auf verlorenem Posten sitzt? Man profiliert sich als Bad Boy der Politik. Dass die massive Polizeigewalt gegen Stuttgart 21 nämlich so und nicht anders gewollt war, legen die Meinungen von Fachleuten und Beteiligten der Polizei durchaus nahe.
"Herr Strauß und seine Mitsträuße"
Als Fazit ihrer völlig misslungenen Klientelpolitik zieht sich die CDU nun also ganz offiziell aus „der Mitte“ zurück bzw. nach rechts. Den alten FJ Strauß kramt man wieder aus den mit Recht schon verschlossen geglaubten Schubladen heraus und deklariert ganz in seinem Sinne, dass es keine nennenswerte demokratische Partei rechts von der CDU geben dürfe. Der hat wohl auch deswegen damals Wehrsportgruppen in Bayern solange nicht vom Verfassungsschutz beobachten lassen, bis aus deren faschistischen Kreisen der blutigste Terroranschlag verübt wurde, den es in der Bundesrepublik jemals gegeben hat.
„Klare Kante zeigen“ forderte dagegen einst Franz Müntefering und meinte leider keine sozialdemokratische Grundeinstellungen, sondern das Durchprügeln der Agenda 2010 gegen den Willen der Mehrheit. Und klare Kante will jetzt auch endlich die CDU wieder zeigen. So warnt der Innenminister vor der terroristischen Gefahr und hält die Bürger dazu an, "seltsames Verhalten" (Schäuble) zu melden. Man kann jedenfalls endlich wieder hautnah erleben, was der Staat in seinen Arsenalen bereit hält. Das Kalkül: Sie werden sich bestimmt viel sicherer fühlen, wenn Sie nun am Bahnhof in den Lauf einer Maschinenpistole blicken.
Die Ziele der rechten Republik
Aber nicht nur militärisch wird aufgerüstet, auch verbal. So fordern CDU Politiker nach langer Zeit nun doch wieder neue Überwachungsmaßnahmen wie etwa eine (noch leichter zu beantragende) Telefonüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und Vermummungsverbot im Internet. Es ist zwar nicht ganz klar, was das im Kampf gegen den Terrorismus tatsächlich bringen soll. Aber es klingt gut am Stammtisch und eine Waffe mehr im Arsenal ist immer wünschenswert, welcher Art sie auch sein mag.
Und wenn man ja schon so viele schöne Waffen im Arsenal hat und die Leute im Verteidigungsministerium doch eh nur faul herum sitzen – warum sie nicht auch endlich mal in vollem Umfang einsetzen? Wo es doch gerade so in Mode ist, die alten Zeiten wieder herauf zu beschwören. Herr Guttenberg hat es neulich ebenfalls noch einmal bekräftigt:
Der Typ im Ausland, das ist kein Deutscher, das ist ein Mensch und natürlich kann geschossen werden.
(Kommentieren und flattrieren Sie auf gonzosophie.de)Jeder spricht zurzeit davon und sie ist das Thema der letzten Monate: Die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen und ihre Ablehnung von Demokratie und uneingeschränkten Menschenrechten. Moment mal … das stimmt ja gar nicht. Kann ich allerdings auch verstehen, vermiest es einem doch die große Empörung über „Integrationsverweigerer“ und „Sozialschmarotzer“. Wovon ich rede: Die neueste Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung mit dem Titel „Die Mitte in der Krise – Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland 2010“
Um meinen sensationlüsternen Lesern zur Abwechslung mal ein paar knallharte Zahlen gleich zu Anfang vorzuwerfen:
1. "Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit harter Hand regiert" - dem stimmen zumindest teilweise 29,1% der Befragten zu.
2. "Eigentlich sind die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen" - dem stimmen zumindest teilweise 36% zu.
3. "Die Juden haben einfach etwas Besonderes und eigentümliches an sich und passen nicht so recht zu uns" - dem stimmen zumindest teilweise 38,9% der Befragten zu.
4. "Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet" - dem stimmen zumindest teilweise 63% der Befragten zu.
5. "Über 90% der Bevölkerung geben an, weder einen Sinn darin erkennen zu können, sich politisch zu engagieren, noch das Gefühl zu haben, Einfluss auf die Regierung nehmen zu können."
6. "Vor dem Hintergrund der geringen Zustimmungswerte zur gegenwärtigen Demokratie in Deutschland von gerade einmal 73,6% zur Verfassungsnorm und 46,1% zur Verfassungsrealität [!] ist das ein Ergebnis, das die Gefahr der rechtsextremen Einstellung in der Mitte der Gesellschaft sichtbar macht."
Was ist an rechts noch extrem?
Die Tragweite dieser Zahlen muss man sich einmal vor Augen führen. Fast die Hälfte der Bundesbürger lehnt unsere Verfassungsrealität ab und würde schon damit durch jeden gängigen Einbürgerungstest fallen - zu Recht. Die Werte zeugen keinesfalls davon, dass Rechts"extreme" Einstellungen ein Randphänomen unserer Gesellschaft bilden. Im Gegenteil, sie finden sich in allen Schichten, Altersklassen, Bildungsgraden und das nicht bloß vereinzelt. 8,2 Prozent der Befragten stuft man in die Kategorie "geschlossen rechtsextremes Weltbild" ein. Will heißen: Diese Leute haben nicht einfach etwas gegen Ausländer, sie sind für eine Diktatur, überzeugte Antisemiten, Chauvinisten und bekennen sich auch dazu. Einer von zehn Deutschen ...und das ist nur der ganz harte Kern. "Überfremdet" fühlt sich mehr als die Hälfte, ebensoviele wollen die Religionsfreiheit einschränken - natürlich nur die der Anderen (Muslime).
Nun könnte ich ja beruhigt sein, denn ich habe es immer schon gesagt: Die Deutschen fühlen sich als Demokraten unwohl, haben etwas gegen jegliches Fremde und sind alles andere als weltoffen. Doch selbst ich Pessimist wurde von der weitgreifenden Aussage der Studie überrascht. Denn was sich abzeichnet ist nicht nur das Bild von vorherrschenden Ressentiments, sondern einer in ihrem Wesen undemokratischen Gesellschaft. Die Studie liefert dafür nicht nur Belege, sondern Gründe. So wird der Deutsche von klein auf undemokratisch sozialisiert: In Amerika etwa wird an den Schulen Demokratie zelebriert. Klassen- und Schulsprecherwahlen werden mit Pomp und Aufwand abgehalten, denn an ihnen lässt sich Demokratie in urtümlicher Form erleben und erlernen. Wenn ich mich dagegen an unsere Schulsprecher erinnere, kommt nur karrieristische und opportunistische Tristesse auf. Davon lernt man allerhöchstens die Schattenseiten der Demokratie. Und das mit 10 Jahren.
"Ärmel hochkrempeln, zupacken, aufbaun!"
Zentraler Punkt: Der Deutsche wähnt sich noch immer in einer Schicksalsgemeinschaft, sieht sich als Teil eines großen Ganzen, für das er persönliche Opfer zu bringen bereit ist und dessen Fortleben er über das eigene stellt. Sie meinen das klingt viel zu ideologisch verbrämt und passt nicht in unsere pragmatische, individualistische und egoistische Zeit? Dann denken Sie einmal über "die Wirtschaft" nach. Für "die Wirtschaft" sind wir alle bereit uns gewissen Drangsalen zu unterwerfen, Entbehrungen in Kauf zu nehmen und die "Ärmel hochzukrempeln." Ja aber, werden Sie nun sagen, doch vor allem um unseren eigenen Vorteil daraus zu ziehen. Das allerdings stimmt eben nicht. Die Reallöhne sinken seit Jahren, der Normalverbraucher profitiert nicht mehr von Wirtschaftswachstum und Boom. Seine Lage bleibt gleich oder verschlechtert sich sogar. Trotzdem fühlt er sich besser, wenn es "der Wirtschaft" besser geht. Er selbst mag dafür auf Lohn und Weihnachtsgeld verzichtet haben, steht finanziell schlechter dar als im Jahr zuvor - und ist doch zufriedener, solange Deutschland Exportweltmeister bleibt.
„Die Wirtschaft“ ist also für den Einzelnen keine bloß statistische Größe, die im BIP gipfelt. Man identifiziert sich selbst mit ihr. Man misst „der Wirtschaft“ weit mehr Bedeutung zu als sonstigen gesellschaftlichen Zusammenhängen oder irgendwelchen anderen statistischen Messwerten (etwa „die Umwelt“) Das jedoch nicht etwa in dem Umfang, wie man tatsächlich Anteil am wirtschaftlichen Leben hat, also etwa in Form von Lohn oder Kapitalgewinnen. „Die Wirtschaft“ bleibt ein abstraktes, ideologisches Gebilde, dessen Prosperität unabhängig von der eigenen gesehen wird. Und sie gilt überindividuell als Etwas, das uns alle verbindet und in dem wir vermeintlich alle ein verbindendes Interesse haben. Wenn „die Wirtschaft“ floriert, geht es allen besser. Davon sind wir überzeugt, selbst da es nicht mehr der Realität entspricht.
Du bist Wirtschaft!
„Die Wirtschaft" hat "die Nation" oder "das Volk" als historisches Subjekt abgelöst. Das ist das Ergebnis der fortwährenden Ökonomisierung aller Denk- und Handlungsmaximen und so konnte sich der Deutsche sein ideologisches Grundmuster nach Kriegsende bewahren. Wirtschaftswunderjahre bildeten den besten Nährboden dafür. In der Folge lassen sich Repressalien gegen Arbeitslose, Migranten und sonstige Menschen, die eine (vermeintliche) Gefahr für "die Wirtschaft" darstellen immer sehr gut begründen. Die FDP hatte bei der letzten Wahl auch Wähler unter den Arbeitslosen, nicht weil sie glaubten, die FDP würde eine arbeitslosenfreundliche Politik herbeiführen. Sie glaubten, die FDP sei gut für "die Wirtschaft." So steht es ja auch in deren Wahlprogramm.
Jeder glaubt doch an irgendetwas. Wo mag da nun die Gefahr bestehen? Eben das zeigt die Studie auf. Sieht der Deutsche „die Wirtschaft“ gefährdet, lehnt er auch extreme – heute noch extremistische – Maßnahmen nicht mehr ab. Sein Vertrauen in die Demokratie besteht schon jetzt nicht mehr und ihre Haltbarkeit erstirbt in dem Moment, wo sie ein Prosperieren „der Wirtschaft“ nicht mehr garantieren kann. Wann dies bei kürzer werdenden Wechselphasen von Boom und Krise der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
"Die da unten" und die Schuld
Weiterhin führen die gebilligten Repressalien gegen „die da unten“ dazu, dass die Angst vor dem eigenen sozialen Abstieg immer größer wird. Unsere Gesellschaft kennt selbst in Zeiten des Aufschwungs kaum einen sozialen Aufstieg, meistens eher das genaue Gegenteil und dieser Abstieg wird immer weniger durch sozialstaatliche Strukturen abgefedert. Wer davon noch nicht betroffen ist, sieht sich dennoch immer stärker bedroht. Interessanterweise nährt diese Angst vor sozialem Abstieg allerdings nicht den Zweifel an genannten Repressalien gegen sozial Schwächere: Im Gegenteil nährt sie eher noch den Rückhalt eben jener Repressalien. Paradoxe Handlungsstrategie: Man fordert die Verschärfung dessen, wovor man sich doch fürchtet. Die einzige Hoffnung, die man dabei wohl hegt, ist dass „die Wirtschaft“ es schließlich richten und der Endaufschwung uns alle wieder in Vollbeschäftigung und Lohnwunderjahre bringen wird.
Das Alles ist also ein klassischer Teufelskreis, aus dem unsere Gesellschaft nur ausbrechen kann, sofern sie entweder dauerhaften und krisenfesten Aufschwung erzeugt oder sich schlicht ihres unerschütterlichen Glaubens an „die deutsche Wirtschaft“ entledigt. Dann könnte sie, anstatt durch populistischen Maßnahmen gegen „Sozialschmarotzer“ das gesellschaftliche Klima weiter zu vergiften, dort ansetzen, wo die Probleme liegen. So ist es nämlich keineswegs Naturgesetz, dass Arbeitnehmer nicht vom Aufschwung profitieren und eine Gesellschaft keine Aufstiegschancen mehr kennt. Ob dieser Wandel gelingt, bleibt höchst fraglich. Es gibt jedoch einen viel wahrscheinlicheren Wandel, nämlich den hin zu einer Staatsform, die der oben belegten Gemütsverfassung der Deutschen besser entspricht. Die NPD wird Ihnen da mannigfaltige Vorschläge unterbreiten.
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)Sie haben es vielleicht schon gehört, in der Bundeswehr läuft so einiges schief:
>Allerdings ist die ungenügende Ausrüstung nur ein Symptom. Die Ursache liegt woanders, und auch sie benennt Robbe. "Erstens: Obwohl aus der Truppe heraus die Probleme deutlich und realistisch benannt werden, werden sie auf höherer Ebene offensichtlich nicht immer angemessen zu Kenntnis genommen. Zweitens: Anhaltende Unterfinanzierung und überbordende Bürokratie sind nicht selten Ursache für viele Probleme." Robbe spricht in diesem Zusammenhang gar von einer "Regelungswut", die in der Bundeswehr gang und gäbe sei und die den gesamten Apparat lähme.< (Quelle: zeit.de)
Nun mögen Sie stutzen: Robbe? War es nicht Jürgen Weise, der mit seiner Strukturkomission unlängst vorgeschlagen hat, das Verteidigungsministerium könne zur Hälfte eingestampft werden und man werde daraus nicht Nach- sondern nur Vorteile ziehen? Genau so ist es auch. Obiges Zitat scheint daran zu erinnern, ist jedoch schon etwas älter. Es entstammt einem Artikel über den Bericht des Werbeauftragen aus dem Jahr 2008 über die schon damals bekannten Missstände innerhalb der Bundeswehr. Darin wird nämlich Jahr für Jahr aufgelistet, woran es unserer Armee alles mangelt. Von Zahnbürsten, Duschen über körperliche Fitness bis hin zu Schützenpanzerwagen.
Wenn Sterne reden könnten...
Eine wirkliche Meldung ist dies indes nur selten wert, interessiert sich der herkömmliche Bundesbürger doch für sehr viel, nicht jedoch den Dienst an der Waffe - weshalb es folgerichtig ist, die Armee in Zukunft aus der Gesellschaft auszulagern. Dem gemeinen Journalisten (Wehrdienstverweigerer und Weltverbesserer, der er meist ist) ist diese Subkultur noch fremder und oft gänzlich unangenehm. Jetzt aber zurück zum Wehrbeauftragten, der sich im April diesen Jahres mit folgenden Worten quasi aus seinem Amt verabschiedete:
>Die militärische Spitze muss sich fragen lassen, weshalb sie etliche Probleme beschönigt hat. Sie hätte sich entschieden zur Wehr setzen müssen. Wer goldene Sterne links und recht trägt, der muss auch mal den Mund aufmachen.< (Quelle: stern.de)
"Den Mund aufmachen" ist nun einmal keine der klassischen soldatischen Tugenden. Jedoch kann sich die Bundeswehr auch nicht damit brüsten, den Mund zu halten, wenn es darum geht, auf ihre missliche Finanzierung und schlechte Ausstattung hinzuweisen. Ich frage mich dabei stets, woran es den mit lauter Exportschlagern ausgestatteten Soldaten dabei eigentlich fehlen soll. Aber das ist ein anderes Thema. Salopp gesagt: Um Soldaten geht es hier eigentlich gar nicht, dass hat auch Robbe schon festgestellt:
>Die im Grundgesetz verankerte Trennung von Truppe und Wehrverwaltung müsse überdacht werden. Sie trage zu Ineffektivität und Parallelstrukturen bei, die bei den Soldaten immer wieder das Gefühl aufkommen ließen, dass die Verwaltung nicht zum Besten der Truppe da sei, sondern die Truppe bloß als Objekt bürokratischer Akte betrachte.< (Quelle: Zeit.de)
Verwaltung als Selbstzweck
Das Thema heute ist die Kontraproduktivität eines Ministeriums, dessen Verwaltungsapparat dermaßen aufgebläht ist, dass er sich zu großen Teilen offensichtlich nur noch selbst verwaltet - wenn überhaupt. Man muss sich einmal einen Betrieb vorzustellen versuchen, in dem die Hälfte aller Mitarbeiter unproduktiv ist und wo dies über Jahrzehnte niemandem auffällt. Nun weiß jeder Arbeitnehmer, dass er besser nicht auf seine eigene Überflüssigkeit hinweisen sollte, so er seinen Job behalten will. Bei Beamten kann dieses Argument jedoch kaum ziehen, haben sie doch eine Jobgarantie. Oder zumindest eine garantierte Bezahlung. Moralisch gesehen wird es umso interessanter, wenn man jeden finanziellen Mangel innerhalb der Bundeswehr gleich mit dem Sterben von Menschen bzw. Soldaten gleichsetzt, dabei aber 1600 überflüssige Ministerialbeamte anstellt. Was die im jährlichen Schnitt verdienen und wie viel Ausrüstung man davon für die handvoll täglicher Patrouillen in Afghanistan finanzieren könnte, wage ich hier nicht zu schätzen. Mir fehlen schlicht die entsprechenden Zahlen.
Es stellt sich übrigens im Anschluss die Frage, inwieweit solche strukturellen Probleme nur im Verteidigungsministerium zu finden sind. Angesichts der nun zwingend folgenden Proteste hochrangiger Offiziere und sonstiger Beamter aus dem Verteidigungsministerium, die seit gestern händeringend darum bemüht sein werden, nach Gründen für ihre eigene Existenz zu suchen, kann ich nur folgenden Grundsatz in Erinnerung rufen:
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)>Man muss sich um einen Soldaten erst dann Sorgen machen, wenn er aufhört rumzumeckern.< (Lt.Cl. Gordon Tall, "Der schmale Grat")
Unlängst schrieb ich etwas zum Urheberrecht und wurde infolgedessen auf einen sehr reißerischen Artikel innerhalb des Onlineangebots der Zeit aufmerksam gemacht, deren Abonnent ich seit einiger Zeit bin. Dieser Artikel weiß von der schieren Sintflut von Urheberrechtsklagen gegenüber einfachen und einfachsten Menschen zu berichten, in denen es angeblich um schwindelerregende Beträge geht, deren vollstände Zahlung man selbst mit den ausgefeiltesten juristischen Mitteln nicht zu vermeiden im Stande sei.
Was mich an diesem Artikel jedoch aufregte, waren weniger die beschriebenen und natürlich völlig unverhältnismäßigen Aktionen der letzten Bewahrer der Menschen- und Urheberrechte (auch GVU genannt und mit eigenen Problemen behaftet), sondern das völlige Fehlen von Belegen, Zahlen, Statistiken – kurz gesagt jedweder Zutaten eines seriösen Journalismus.
Man weiß es nicht, aber man munkelt schon...
Stattdessen stützt man sich hier auf so wunderbar suggestive und kaum widerlegbare Aussagen wie:
„Für die Wolters dürfte es kaum ein Trost sein, doch: Sie sind nicht allein. Viele Kollegen und Freunde haben ihr seitdem von ähnlichen Vorfällen berichtet.“ (zeit.de)
Dem kritischen Leser dürfte das Hörensagen einer Familie als einziger Beleg doch recht ungenügend erscheinen und er mag von einem gut recherchierten Artikel erwarten, dass man der Sache weiter auf den Grund gehen möge und folglich mit hintergründigen Informationen aufwartet. Auf diese wartet man vergebens. Stattdessen überrascht uns Sidney Gennies, der Autor, mit der Erkenntnis:
„Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele Familien durch die Netzausflüge ihrer Kinder in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.“ (zeit.de)
Es existieren also angeblich keine Zahlen bezüglich des Umfanges von Klagen, obschon die gesetzlichen Grundlagen und die juristische Praxis der Abmahnungen kaum erst seit gestern bestehen und laut Artikel jede halbwegs normale Familie in Deutschland dazu eine Geschichte zu erzählen hat. Doch natürlich, aber nicht wie viele dadurch in „ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten“ geraten sind. Eine solch vage Formulierung lässt sich in Statistiken auch kaum erheben. Will man also ganz im Sinne einiger im Artikel namentlich auftauchender Interessenvertreter eine gezielte Drohkulisse aufbauen, dann stützt man sich statt auf die Fakten lieber auf den Sinnspruch: „Man weiß es nicht, aber man munkelt schon…“ Zwar weiß man es entgegen eigenem Bekunden tatsächlich besser, aber das Munkeln passt einem doch so schön in den Kram.
Meinungsjournalismus? Pfui!
Nun stelle ich mir in meiner Funktion als Blogger mittlerweile verstärkt die Frage, wieso man uns immer vorwirft, im besten Falle Meinungsjournalismus zu betreiben (unlängst auf einer betreffenden Veranstaltung des Medienforums Mittweida so erlebt). Folgt man den klassischen Kriterien von Wahrheit und Meinung – da können sie Platon oder Aristoteles fragen – kommt dieser Artikel über letztere kaum hinaus. Angesichts der eindeutigen Richtung des Artikels bin ich mir nicht einmal sicher, ob der Autor hier überhaupt klassischen Journalismus betreibt, oder seine Motivation ganz anderer Quelle (etwa der GVU) entspringt. Gerade kleinere Zeitungen werden ja nicht müde, von der angeblichen Schwemme schlimmster Raubkopierstrafzahlungen zu berichten. Selbst wenn mir von solchen Fällen noch keiner selbst im weitesten Bekanntenkreis zu Ohren gekommen ist.
Ach übrigens, sollten sie diesen Artikel für einen Einzelfall halten und mich für jemanden, der sich mal wieder grundlos über eine Lappalie aufregt, dann sei noch auf folgenden Artikel in der Welt verwiesen, der über angebliche Integrationsprobleme von Migrationskindern an deutschen Schulen berichtet. Angebliche? Wir wissen doch alle, dass es so ist. Richtig? Richtig! und deswegen macht sich auch dieser Artikel an keiner Stelle die Mühe, seine „Enthüllungen“ irgendwie zu belegen. Schließlich passen die getätigten Aussagen in unser aller Bild von Wirklichkeit so gut herein, dass wir sie eigentlich nicht einmal zu lesen bräuchten. Dann können wir es aber auch gleich lassen. Journalismus sollte doch eigentlich dazu da sein, unsere Wahrnehmung und die zugrunde liegenden Fakten zu überprüfen und zwar dahingehend, ob sie deckungsgleich sind. Das wäre Journalismus als Korrektiv – alles anderes ist Hof- bzw. Doofberichterstattung. Sie wollen ein Paradebeispiel?
„Es gibt andere Pädagogen, die leiten das aggressive Verhalten aus einem „politischen Extremismus“ ab, der nicht nur Deutsche, sondern alle Nichtmuslime treffe.“ (welt.de)
Bei solch einer Aussage bin ich für meinen Logikkurs dankbar. Wieviele Pädagogen braucht es, die der angeführten Aussage prinzipiell zustimmen würden, damit der Satz wahr wird? 1. Klingt schon einmal aussagekräftig. Da dieser mindestens Eine aber unter den Millionen Pädagogen weltweit sicherlich unglaublich schwer zu finden wäre, hat man sich auch gar nicht die Mühe gemacht, ihn für ein namentliches Zitat zu finden. So kann ich meine Argumente auch belegen: Es gibt Polizisten, die das Verhalten von Ausländern aus ihren Genen herleiten. Versuchen Sie einmal, diese Aussage zu widerlegen. Ist dadurch jedoch die vermeintliche Aussage wahr?
Journalisten fordern Gelassenheit beim Umgang mit Quellen
Selbige Redefigur wird in besagtem Artikel trotzdem munter weiter bemüht:
„Auch Polizisten berichten über eine deutlich zunehmende Deutschenfeindlichkeit vor allem unter türkisch- und arabischstämmigen Jugendlichen.“ (welt.de)
Wo tun sie das? Was sagen sie genau? Alles nebensächlich; Hauptsache man kann so tun, als sei die Aussage belegt. Nochmal: Ich will gar nicht behaupten, dass die Aussage nicht wahr sei. Nur wenn sie wahr ist, warum werden keine wirklichen Quellen angeführt, sondern lediglich völlig vage Existenzaussagen á la: „Es gibt irgendjemanden, der sagt…“ Das Lustigste ist dabei die augenscheinlichste Quelle, die uns der Artikel bietet. Es ist eine Statistik – ja, tatsächlich noch so etwas wie ein Verweis auf Fakten! Was zeigt die Statistik? „Ausländer in Deutschland – Deutsche im Ausland“, sie soll belegen, dass hier in Deutschland hauptsächlich Migranten aus der Türkei leben. Doch wozu? Was hat das mit der Schulgewalt zu tun?
Egal. Ich muss vor solch brillanter Berichterstattung kapitulieren. Machen Sie sich ihr eigenes Bild. Es ist ja nicht so, als bliebe Ihnen eine andere Möglichkeit.
Das kann man übrigens auch in OECD-Studien nachlesen, deren Lektüre für einen fatalistischen Menschen wie mich mittlerweile ebenso amüsant ist, wie jedes Satiremagazin. Noch besser sind natürlich die Reaktionen der Regierung auf besagte Studien. So kommentierte Frau Schavan die jüngste OECD-Bildungsstudie, nach der in Deutschland die Bildung schlechter sei und langsamer an Qualität gewinne als in den Vergleichsländern – noch dazu verschlechtern sich die Bildungschancen für sozial Schwache natürlich noch stärker – mit den frohen Worten: „Die Studie zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Na wunderbar! Endlich gibt mal jemand zu, dass dies gewollt und nur vermeintliches Problem ist. Wer will denn auch, dass all das asoziale Gesocks irgendwann bessere Noten oder gar Berufschancen bekommt, als der heimische Hosenmatz. Elitär muss man immer noch sein dürfen, alles andere wäre Sozialismus. In diesen Rahmen lassen sich auch die Eliten- und Stipendienprogramme einordnen, wie der Sarazene sie sich nicht besser hätte wünschen können. Anders als in dessen Buch nämlich behauptet wird, sind "nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen" die Kinder von Dummen keineswegs dümmer, sondern höchstwahrscheinlich schlichter Durchschnitt. Ebenso wie die Kinder von Hochintelligenten mit hoher Wahrscheinlichkeit dümmer sind, als sie selbst. „Denn das ist ja logisch.“ Sie sollten sich also bestenfalls nicht für zu intelligent halten, wenn Sie für Elitenförderung sind - Ihre Kinder werden es Ihnen danken.
Beim Durchschnittsintellektuellen hängt übrigens der erreichbare soziale Status eklatant mit der basalen Bildung zusammen. Hier ließe sich mit Wenigem bei Vielen viel erreichen. Das ist aber, wie gesagt, nicht gewollt und so gibt man lieber viel aus, um bei Wenigen Weniges zu erreichen. Diese Wenigen sind aber oft man selbst. Und das ist dann doch besser, als wenn der Ali nun Abitur und mir Konkurrenz macht. Der soll doch lieber bei der Lehre bleiben und dann für wenig Geld schwarz meinen Garten umgraben. So haben schließlich Alle was davon.
Oh, über all das habe ich ja ganz vergessen, dass wir in den letzten Tagen eine „Revolution“ in Deutschland erlebt haben. Wie Frau Merkel dieses Wort in den Sinn gekommen sein mag, sollte man vielleicht gleich den Atomlobbyisten fragen, der es ihr in den Block diktiert hat. Er scheint seinen Job jedenfalls besser zu machen als eine Kanzlerin, die nunmehr Milliardeninvestitionen in neue Energien ankündigte und ebenfalls Milliarden für marode Haushalte herangeschafft sieht. Leider vergessen hat sie wohl, dass jene maroden Meiler, die sowieso schon seit Jahren über ihr Verfallsdatum hinaus betrieben werden, so langsam völlig auseinander fallen. Der fleißige Lobbyist natürlich nicht, und deswegen können zukünftig die hohen Investitionskosten, die durch die Sanierung der kaputten Klötze anfallen, einfach von den vereinbarten Investitionen in erneuerbare Energien abgezogen werden. Sollte übrigens die geringe Steuer für Plutonium, dass in jedem Falle geringer als Heizöl besteuert wird, erhöht werden, raten sie mal, wovon wiederum dies abgezogen würde.
Fraglich ist generell wie man durch dieses schon nicht mehr Milliardengeschenk an einige, wenige Konzerne – ein Atomkraftwerk nennt ja nun nicht jeder sein Eigen – den doch allgemein als mangelhaft bezeichneten Wettbewerb innerhalb des Energiesektors fördern will? Gäbe es diesen nämlich, würde durch billigere Preise wohl der Strompreis sinken. Da dies aber sicher nicht passieren wird – was sinkt dann eigentlich statt dem? Wohl wie im Gesundsheitssektor - ganz einfach das Niveau.
Ich frag mich all das nicht mehr. Ich sitze hier in meinem Sessel und wische mir ein heiteres Tränchen aus dem Augenwinkel. Wenn uns die sarazenische Eugenik-Debatte eines gezeigt hat, dann dass man nicht traurig sein muss, sofern Deutschland ein bisschen verreckt. Verdient hat es wohl nichts anderes.
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