Gonzosophie
24. Juni 2010
Spielbericht: Deutschland gegen Ghana und sich selbst
gonzosophie | 24. Juni 10 | Topic 'Zur Sache selbst'
Auch Münster liegt in Fußballdeutschland

Na bitte! Die „multiethnischen Panzer“ sind im Achtelfinale und das mit urdeutschem Ergebnisfußball – alles andere als schön und souverän, aber im Endeffekt erfolgreich. Jedenfalls kann einem nun egal sein, dass der Serbe uns mittlerweile nicht nur in puncto Völkermord eingeholt hat. Gruppenendsieg dank Fortschritt durch Rückschritt in einem klassischen Match Schwarz (Deutscher) gegen Weiß (Ghanele). Jetzt mal ehrlich, bei solchen Trikots kann einem doch auch das Farbfernsehen gestohlen bleiben. Und dank originalafrikanischer Vertonung neben der insgesamt schlechtesten Sportkommentierung aller Zeiten (Béla Réthy: „Messi sieht flehend zum Schiri, der sehnt sich nach ein bisschen Liebe“), möchte man auf den Ton gleich auch noch verzichten. Sendetechnisch wären wir damit in den 20ern angelangt, wenn es damals schon Live-Schaltungen gegeben hätte. Fußballerisch kann es dagegen genau so weiter gehen, auch wenn auf manchen Positionen durchaus noch Verbesserung möglich wäre. Aber Aussetzer gehören ja mittlerweile essentiell zu unserer Gesellschaft dazu, wie es scheint.

Woran nämlich der eklatante Leistungsabfall der Jungens in den schwarzweißen Shirts liegt, ist leider offensichtlich: So hat die neuste bundesweite Vergleichsstudie in Sachen Bildung klar bewiesen, dass Integration von sozial Schwächeren und originell anders gearteten (oder wie man mittlerweile umständlich sagt - Menschen mit Migrationshintergrund) dumm macht. Zumindest verschlechtert es die Lernergebnisse, was ja für Eltern, Menschen und ihre Fans meist gleichbedeutend mit Dummheit ist. Da ist doch klar, dass ein Team mitsamt Mesut, Miroslav und Jérôme einfach schlechter abschneiden muss, statistisch gesehen. Aber statistisch gesehen werden wir ja gleichzeitig auch noch Weltmeister. Bleibt nur auszuwerten, welche Statistik statistisch gesehen richtig liegt.

Jeder Statistik spottend bleibt übrigens weiterhin das Versagen unserer Regierung auf ganzer Linie. Liegt aber so gesehen vielleicht schlicht und einfach an den vielen Ministern mit Migrationshintergrund oder Herkunft aus anderen sozialen Randgruppen (Behinderte/Homosexuelle/Winzer). Wundern kann man sich jedenfalls nicht, dass solch ein Randgruppenkabinett reinste Klientelpolitik betreibt. Leider jedoch nur im Sinne diverser Großindustrien (Atom, Drogerie, Stundenhotels) und keinesfalls einer Gesellschaft von multiethnischen Panzern.

Im Gegensatz zu solchen Negativbeispielen hat sich unsere Nationalmannschaft auch gegen Ghana redlich bemüht, und das bringt ihr zumindest bessere Kopfnoten ein, als die wildsäuische Gurkentruppe sie sich je verdient hätte. Auch betreibt man im Sportsektor, anders als etwa im Verteidigungsministerium, ehrliche Fehleranalyse und nur Schuldige (Badstuber/Guttenberg), nicht Unschuldige (Klose/Schneiderhahn) werden zu öffentlichen Sündenböcken. Lügen muss hier keiner, beschönigen auch nichts. Und damit wären wir bei der Lösung aller genannter Probleme angelangt: Antisemitismus. Denn Antisemitismus macht klug und wohlhabend, jedenfalls statistisch gesehen. Es kann doch schließlich kein Zufall sein, dass unser klügstes und reichstes Bundesland gleichzeitig das antisemitischste ist (Zeit Dossier vom 14.06.2010) und sich darüber hinaus noch eine klar als solche erkennbare Unterschicht hält. In Bayern ist die Welt eben noch in Ordnung und der Panzer nicht multiethnisch. So wird man zumindest Deutschmeister.

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2. Februar 2010
Banker und Privatbankiers (Schutzmarke)
gonzosophie | 02. Februar 10 | Topic 'Zur Sache selbst'
„Und auch die Schweizer Bankiersvereinigung hält nichts von Geschäften mit Kriminellen.“
(tagesschau.de)

Ein überraschender Satz, oder? Wenn sie glauben er bezöge sich darauf, dass Schweizer Bankiers ihrem werbewirksamen Motto untreu würden, „[Weder Gott noch Vaterland, sondern:] Nur unseren Kunden verpflichtet“, muss ich sie enttäuschen. Es ist natürlich keine Selbstverpflichtung gemeint, zukünftig Geldgeschäfte mit zwielichtigen Gestalten aus ominösen Finanzquellen zu unterbinden. Man will diese bloß weiterhin im Zwielicht lassen können. Da ist es schon eine Unverschämtheit, wenn deutsche Behörden Bankdaten aus der Schweiz kaufen, die sie in Deutschland ohne Weiteres legal erfragen könnten. Mir jedoch ein Rätsel, weshalb die CDU plötzlich zur Datenschutzpartei wird, wenn es um Bankdaten von Schweizer Nummernkonten geht. Eigentlich müssten gerade Vertreter der CDU zu den Schweizer Bankern doch so gute Kontakte haben, dass man sich schnell einig wird. Nun stellt die Schweiz jedenfalls zur Disposition, in Zukunft mit deutschen Finanzbehörden zusammenarbeiten zu wollen – was sie bis heute noch nie getan hat. Auf welchen seltsamen Wegen Schweizer Justiz wandert, wenn es um ausländische Staatsbürger geht, die dem eigenen Land Einnahmen bescheren, konnte man nicht zuletzt im Falle Polanski sehen.
Und wieso eigentlich Datenschutz? Wenn es einen Informanten gäbe, der eine Liste mit klaren Beweisen für Straftaten feilbieten würde, dann liegt das moralische Dilemma doch nicht darin, dass man die Daten von Straftätern vor den Justizbehörden schützen müsste. Wäre das der Fall, dürfte man schließlich deutsche Banken auch nicht nach Auffälligkeiten in den Bankdaten fragen dürfen. Die Frage ist lediglich: Darf die Polizei Belohnungen zum Ergreifen von Tätern aussetzen oder Entlohnung für Informaten. Diese Frage ist längst beantwortet. Reden sie mal mit NPDlern, die können ihnen was davon erzählen…

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11. Januar 2010
tempus fugitive
gonzosophie | 11. Januar 10 | Topic 'Zur Sache selbst'

Man darf heute ja alles anzweifeln. Sogar die Strukturen der Marktwirtschaft fallen seit Neuestem darunter. Die Finanzkrise führte zu Feuilletonschlachten, in denen der Kapitalismus als entfesselt und entmenschlichend dargestellt wird. Doch übersieht man dabei, wie kapitalistisch unser Denken bereits ist. Wir betreiben diese Wirtschaftsform nicht allein deshalb, weil sie unsere Bedürfnisse befriedigt, sondern weil wir ihre Bedürfnisse zu den unsrigen gemacht haben. Wir haben den Geist des Kapitalismus verinnerlicht. Wir selbst sind entfesselt und wenn es für den Kapitalismus stimmen sollte, sind auch wir entmenschlicht. Nicht nurmehr der Markt oder seine Unternehmen, wir Menschen wollen expandieren, akkumulieren und unsere Konkurrenten verdrängen. Samt und sonders Ich-AGs, rationalisieren wir unsere Handlungen innerhalb der Arbeitswelt, wie der Freizeit. Beziehung, Familie und Freundschaft bleiben davon nicht verschont. Das Kosten/Nutzen Verhältnis wird zum einzigen Maßstab und alles, was in diesem Lichte unvorteilhaft erscheint, schlicht „wegrationalisiert“.

Man kann einwenden, dies sei keine neue Entwicklung. Der Mensch habe immer schon danach gestrebt, sich das Leben leichter und komfortabler zu machen und deshalb sei er stets bemüht gewesen, seine Arbeitsprozesse zu optimieren. Und das stimmt. Ein Pfluggespann ist besser als eine Hacke, denn es erleichtert die Arbeit – verkürzt sie und erhöht ihre Produktivität. Dieser Produktivitätsgewinn hat erst einmal dazu geführt, dass ein Bauer mit weniger Arbeit mehr Ertrag erwirtschaften konnte. Die Folge war ein leichteres Auskommen, Brot mit etwas weniger Schweiß im Angesicht. Aber der moderne Mensch strebt eben nicht mehr nach Komfort und einem leichten Leben. Man kann sich das sehr leicht vor Augen führen: Wie viele Stunden müssten sie jeden Monat arbeiten, um eine Wohnung und die Dinge des täglichen Bedarfs bezahlen zu können? Reicht das?

Nein! Werden sie nun empört sagen – oder gleich Sozialleistungen beantragen, denn deren Bemessungsgrenzen würden ihnen ansonsten einen für sie ausreichenden Lebensstandard nahezu ohne Arbeit ermöglichen. Und nicht nur ihnen reicht das nicht. Auch der Bauer machte nämlich nicht einfach Feierabend und ließ den lieben Gott einen guten Mann sein, als er plötzlich denselben Acker in einem Bruchteil der Zeit pflügen konnte. Er vergrößerte ihn und schaffte so ganz nebenbei die Subsistenzwirtschaft ab. Die verschwand in Deutschland allerdings erst im Laufe des 19. Jahrhundert und damit parallel zur Durchsetzung jener Entwicklung, die wir heute mit Industrialisierung bezeichnen. Vor dieser Zeit hatte die Erleichterung der Arbeit vor allem einen Zweck: Weniger und leichtere Arbeit zu haben. Arbeitslosigkeit war kein Fluch, sondern der Traum ganzer Jahrtausende – wenn es denn nicht mit Auskommenslosigkeit einher ging. Aristoteles etwa sah in der Lohnarbeit den größten Feind des Denkens. Die Höchste Befriedigung eines glückseligen Lebens stellte für ihn dagegen nur eines dar: Nichts tun; kontemplativ den Sternenhimmel betrachten oder schlicht nachzudenken als das dem Menschen größtmögliche Glück. Wer da durch laut sägenden und hämmernden Maschinenlärm des Nächtens gestört wird, preist dies kaum als Segen einer durch-“rationalisierten“ Gesellschaft.

Heutzutage darf man ja alles tun, nur nicht nichts. Es ist das seltsamerweise völlig akzeptierte Paradigma eines dogmatischen Pragmatismus, dass es besser sei alles falsch zu machen, als es gar nicht erst zu versuchen. Aber ist denn wirklich besser ein schlechter, dummer Präsident zu sein, als die Wahl gar nicht erst anzustreben? Kein Wunder, dass einer so verantwortungsloser Auffassung der Begriff „Demut“ abhanden gekommen ist, ja sogar als moralisch anstößig gilt, wie eben das Nichtstun selbst. Man mache sich das klar: In diesem Sinne waren etwa die meisten Philosophen, Kirchenväter, Poeten und Wissenschaftler vergangener Epochen höchst unmoralisch – Sie machten die meiste Zeit nichts. Sie gaben sich der Muße hin. Muße ist aber ein gänzlich anderer Begriff als unsere heutige Freizeit, die mit Freiheit so gut wie gar nichts mehr gemein hat, sondern nur mit Herstellung. Wiederherstellung der Arbeitskraft, Konsum des Erarbeiteten zwecks Schaffung neuer Nachfrage für Arbeit. Muße dagegen ist der kreative Freiraum, den sich ein Individuum selbst gibt und in höchstem Maße Selbstverwirklichung. Deshalb entfremdet ausartende Arbeit auch, weil sie uns der Muße beraubt. Sie artet aus, weil sie nicht mehr dazu da ist, ein angenehmes Leben zu ermöglichen, sondern selbst als das angenehme Leben erscheint: Liebe deine Arbeit, mache sie zu deinem Leben. Wollen wir das wirklich?

Bevor sie diese Frage beantworten, führen sie sich bitte eines vor Augen. Sie werden sterben. Und die meisten von uns sterben zumindest nach eigener Einschätzung viel zu früh. Zeit ist der einzige Rohstoff, den jeder Mensch hat und es ist ebenfalls derjenige, an dem es uns Allen ermangelt. Und zwar existenziell. Arbeitszeit ist eben deshalb das wichtigste Gut im ganzen Wirtschaftsprozess – sie verleiht Produkten ihren eigentlichen Wert (leider nicht immer ihren Preis). Was ich kaufe oder bezahle, muss ich selbst nicht mehr Herstellen oder tun. Bei Dienstleistungen ist uns dies klar, aber auch Produkte sind letztlich nichts anderes als an einem Rohstoff materialisierte Arbeitszeit. Diese lässt sich auch recht leicht wieder zurück rechnen, jedenfalls für einen selbst. Überlegen sie sich vor ihrem nächsten Besuch im Reisebüro einfach mal nicht, wie viel Geld, sondern wie viel Arbeitszeit sie für ihren Flug erbringen müssen. Wie viele Tage ihres Lebens haben sie ihrem Auto geopfert, leben sie heute einmal nur für ihre neue Mikrowelle?
Die arbeitsteilige Gesellschaft hat uns eine derartig große Produktivität verliehen, dass wir mit relativ geringer Arbeitszeit unsere grundlegenden Bedürfnisse stillen können. Das ist tatsächlich ein Fortschritt. Wie lange würden sie brauchen, um eigenhändig ein Pfund Mehl herzustellen und wie schnell schaffen sie es dagegen, mit ihrem Stundenlohn ein Pfund Mehl aus dem Supermarkt bezahlen zu können? Doch dieser Fortschritt hat kaum zur Reduktion der individuellen Arbeitszeit geführt. Jedes Jahr steigt die Produktivität weiter, doch seit Jahrzehnten arbeitet man gemeinhin 8 Stunden täglich. Gleichzeitig sind Millionen gänzlich arbeitslos und müssen aus den 8 Stunden der arbeitenden Bevölkerung gegenfinanziert werden. Ja, es werden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durchgeführt, die ebenfalls aus ihren 8 Stunden Lebenszeit bezahlt werden, nur damit jene Arbeitslosen nicht zu viel Zeit mit sich allein haben. Und das ist es, was die eigentliche Perversion unserer Gesellschaft darstellt: Dass man zu viel Zeit für sich haben kann, angeblich. Muße? Fehlanzeige.

Wir erarbeiten uns zwar einen immer größeren Wohlstand, der macht uns aber erwiesenermaßen nicht glücklicher. Im Gegenteil, unser schlimmster Mangel wird uns nur noch deutlicher: Der Mangel an Zeit, Lebenszeit: Muße. Ob die uns glücklicher machen kann? Nehmen wir uns doch die Zeit, es heraus zu finden. Wir haben ja nur noch den Rest unseres Lebens. Oder zumindest die Zeit, in der wir arbeitslos sind.

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28. September 2009
Volonté de tous
gonzosophie | 28. September 09 | Topic 'Zur Sache selbst'

Jedes Land bekommt die Regierung, die es verdient. So wird ein Land mit größeren und schneller anwachsenden sozialen Unterschieden, als es sie selbst in den USA gibt; ein Land dessen Kinder vor ihre Zeugung bereits in ihren Bildungschancen determiniert sind und in dem es seit über einem Jahrzehnt ob mit oder ohne Wirtschaftswachstum keine Lohnerhöhungen gibt – dieses Land wird in Zukunft von einer Schwarz/Gelben Koalition regiert, deren Rekord FDP vor allem damit punkten konnte, neben dem Spitzensteuersatz auch die Steuerfreibeträge zu senken. Leiden sie auch so unter dem Spitzensteuersatz? Dann scheint es zumindest ihnen ja noch recht gut zu gehen. Beten sie nur dafür, niemals auf den Sozialstaat angewiesen zu sein. Oder nach seinem Versagen die marodierenden Horden verarmten Lumpenproletariats zumindest mit privaten Sicherheitsdiensten außerhalb der Mauern ihrer Residenz halten zu können. Der Kollaps lässt sich eigentlich nur recht bald herbei wünschen, denn so hat man wenigstens noch nicht sein ganzes Leben in irgendwelche Versicherungen eingezahlt, die es dann nicht mehr gibt. Good bye Erhard. Semper fidelis, Weltgeist.

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22. Juli 2009
Beziehungsweise
gonzosophie | 22. Juli 09 | Topic 'Zur Sache selbst'

Was ist eigentlich eine Beziehung? Was ist das Wesen einer Beziehung? Ist es Kooperation? Das nicht mehr ohne einander Auskommen? Augenscheinlich könnte es das sein, wo doch beim Zusammenbruch vieler Beziehungen offen zutage tritt, dass zumindest ein Beteiligter nicht mehr ohne den anderen auskommt. Aber ohne was kommt er nicht mehr aus und was ist daran eigentlich so schmerzhaft? Wohl nicht das Fehlen einer Person. Oft ist jene doch sogar noch da, wenn auch nicht für einen. Nicht die Person ist es, deren Verlust so schmerzhaft ist, sondern was sie für einen bedeutet hat. Was man ihr zuerkannt hat und wovon man glaubte, dass sie einem das gleiche zuerkennt. Dem ist plötzlich nicht mehr so. Wie unfair.
Eine Beziehung, egal welcher Natur, besteht wesentlich in gegenseitiger Anerkennung. Diese fremde Wertschätzung der eigenen Person benötigt jeder. Je intensiver die Beziehung, d.h. je größer der Wert, den man der Anerkennung einer Person beimisst, umso wirkmächtiger wird der Einfluss dieser Anerkennung auf das eigene Wohlbefinden. Wähnt man sich ihrer sicher, was für eine Euphorie und Selbstsicherheit gibt sie einem. Zweifelt man, kann einen dann überhaupt noch etwas sicher machen, jemals Selbstwert besessen zu haben? Anerkennung ist Segen, ist Fluch zugleich – eben Wesen dessen, was man Beziehung nennt. In der Übersetzung des alten Testaments ist sie Synonym für den Schlussstein von dem, was man heute unter Beziehung versteht: „Und er erkannte sie an“, danach folgt bereits die Auflistung der Nachkommenschaft.
Beziehung also ist gegenseitige Anerkennung. Das ist fair. Und besser noch. Von Liebe jedoch soll hier noch nicht die Rede sein. Liebe heißt, sich vor dem Pinkeln die Hände zu waschen – modern gesprochen.

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18. Mai 2009
Moderne Mythen. Heute: Leistung muss sich wieder lohnen.
gonzosophie | 18. Mai 09 | Topic 'Zur Sache selbst'

„Leistung muss sich wieder lohnen“, klingt doch eigentlich ganz gut. Schließlich leisten wir alle unsern Beitrag, jeden Tag. Dementsprechend kann niemand ernsthaft dagegen sein, dass wir Leistungsträger endlich entlastet werden. Aber auf wessen Kosten kann man uns überhaupt entlasten? Die Antwort ist klar: Auf Kosten der Leistungsempfänger. Diejenigen, die ohne irgendeine Leistung zu erbringen in den Tag hinein Leben und das nicht allzu schlecht. Davon gibt es zwar immer weniger, aber bei denen ist glücklicherweise immer mehr zu holen. Denn kaum jemand, der heute noch viel mehr Einkommen als seine Mitmenschen hat, bezieht dies maßgeblich aus eigener Hände Arbeit. Er wäre ja auch schön blöd, denn obwohl der sog. progressive Steuersatz Spitzeneinkommen prozentual wesentlich geringer besteuert als kleinere und mittlere Einkommen, ist die Einkommenssteuer auf Arbeitseinkünfte immer noch wesentlich höher, als auf Kapitaleinkünfte und Aktiengewinne. Am lohnenswertesten ist also nicht Leistung, sondern Transferleistung und zwar diejenige, die „Arbeitnehmer“ erbringen und „Arbeitgeber“ erzwingen. Leistung zu erbringen lohnt sich nicht, hat sich auch noch nie gelohnt (s.a. Mehrwert). Deswegen ist fraglich, worauf "muss sich wieder lohnen" überhaupt verweist. Bundesrepublikanische Politik jedenfalls kann damit nicht gemeint sein. Warum nun also gerade "CDU" und "FDP" mit genanntem Slogan für sich werben, lässt Zweifel aufkommen. Auch, da Ihre Zielgruppe keinesfalls dem Segment der Leistungsträger entstammt. Dass sich Leistung nicht lohnt und nie gelohnt hat, liegt nämlich nicht zuletzt an ihrer langjährigen Tradition der Politik für Transferleistungsempfänger. Es verbleiben also zwei Möglichkeiten der Deutung: Entweder genannte Parteien wollen endlich zu "Volksparteien" werden oder ihr Verwendung des Wortes "Leistung" ist das, was man seit Freud einfach "Fehlleistung" nennt.

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26. März 2009
Es eilt: Unkontrollierte Internetzensur beschlossen
gonzosophie | 26. März 09 | Topic 'Zur Sache selbst'

EDIT: Ich danke für die Hinweise, dass ich mich durch links in diesem Artikel möglicherweise einer Hausdurchsuchung für würdig erweise und ich deshalb mit Hinweis auf folgenden Artikel die Links auf WikiLeaks entferne. Sorry, aber da muss nun jeder selber recherchieren.

Folgenden Beitrag bitte schnell lesen, bevor womöglich nur noch ein Stoppschild eingeblendet wird.

Endlich ist es soweit: Der Bundestag beschließt mehrheitlich dem BKA die Kompetenz zu erteilen, im Geheimen und ohne jede weitere Kontrollinstanz unser aller Internet zu zensieren. Zu welchen Seiten uns der Zugang verwehrt wird, ist dank der geplanten Geheimhaltung (Link entfernt) noch völlig unabsehbar. Absehbar jedoch, dass dieses Vorhaben dem postulierten Ziel in keiner Weise dienlich sein wird, wie Bitcom Hauptgeschäftsführer und „Internetexperten“ aller Couleur bereits jetzt eingestehen. Warum also einen massiven Eingriff in die Grundrechte vorbereiten, der ohne jeglichen Schutz vor Willkür daher kommt? Der CDU traut man seit Schäuble solche Überwachungsmaßnahmen mit Phantomnutzen gerne zu, und somit überrascht auch Ursula L. mit ihrem nebulösen Statement kaum: "Die Würde eines Kindes ist ein höheres Gut als die Massenkommunikation." Wobei nur noch die Frage offen bleibt, wann und vor allem wie wir denn nun gegen die Massenkommunikation vorgehen wollen. Aber sicher ist die Würde einer Frau ein höheres Gut als die Autobahn ... oder so.

Solange nichts neues explodiert ist nun jedenfalls Kinderpornographie der neue Terrorismus, denn vor Turbanträgern hat die Gesellschaft immer weniger Angst. Überwachung lässt sich mit ihnen als Drohkulisse momentan nicht so gut rechtfertigen. Der Pädophile hat sich noch lange nicht abgenutzt. Kindesmissbrauch ist der letzte Tatbestand, der im Jargon reichstauglicher Gesetzesbücher heute noch ganz offiziell als „Schändung“ bezeichnet wird und der Sex mit unter 15jährigen bleibt (neben Nekrophilie) wohl das letzte große sexuelle Tabu, dass unsere Gesellschaft noch besitzt. Wie eh und je moralische Anschuldigungen, eignet sich der Vorwurf der Pädophilie deshalb wie kaum ein zweiter, den Beschuldigten ins gesellschaftliche Abseits zu stellen. Auch in der vielerlei Verbrechen verzeihenden Politik ist ein Kinderschänder untragbar. Bei einer Bevölkerung, die mitunter per Heckscheibenaufkleber statt Tierversuchen die Folter von Kinderschändern fordert, lässt sich ein Gesetz zur Bekämpfung von Kinderpornographie wohl eben so schlecht ablehnen, wie in einem nationalistischen Staat ein „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ (s.a. Totschlagsargument )

Anders als damals unterstützt die SPD das Vorhaben jedenfalls, seitdem bei ihrem Sachverständigen für neue Medien (Tauss) ein einziges Foto gefunden wurde, dass in den Bereich Kinderpornographie fällt. Dieser hatte zuvor gewarnt, dass BKA versuche sich unter dem Vorwand des Kampfes gegen Terrorismus und Kinderpornographie neue Kompetenzen und Spielräume zu erschleichen. Eine Warnung, die kaum besser hätte ad absurdum geführt werden können. Sicherlich war dies nicht Grund, weswegen das BKA den Fund von pädophilem Materials bei ihrem Kritiker noch vor Abschluss der eigentlichen Hausdurchsuchung öffentlich bekannt gab – so war es in der „Zeit“ zu lesen. Nachfolgend ist die SPD verständlicherweise recht kleinlaut geworden und auch die Medienlandschaft einmütig der Meinung, dass obwohl es keinerlei Einfluss auf das Verhalten Pädophiler haben wird, die Ermöglichung von Zensur zumindest ein Zeichen des guten Willens bleibt. Solche Zeichen sollte man also vielleicht auch im Kampf gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus, Islamismus, Antifaschismus und Falschparkertum setzen. Das wäre ja mal eine schöne Abwechslung zum sonst unumstößlichen Dogma des Pragmatismus. Nichts ist unmöglich - außer die Hoffnung auf Heilungskräfte des ja im Grunde noch freien Marktes. Die letzten drei Provider, die sich nicht mit der Zensur einverstanden erklärt haben, begründen dies einzig mit der Furcht vor Klagen bezüglich gesperrter Seiten. Sprich: Sie wollen abgesichert sein. Fragt sich nur, welcher illegale Anbieter einen Prozess vor deutschen Gerichten anstrengt, bzw. welcher Pädophile sein Recht auf illegale Inhalte einklagen wird. Wer nämlich wider Internetzensur und vermeintlicher Kinderpornofahndung seine Stimme erhebt, macht sich höchst verdächtig. Vielleicht findet das BKA bei ihm selbst ja schon morgen ein belastendes Foto. Wikileaks (Link entfernt) jedenfalls, die Plattform auf der das oben verlinkte Papier zur Absprache zwischen dem BKA, dem Familienministerium, sowie den Internetprovidern veröffentlicht wurde, hat ebenfalls schon Besuch vom BKA bekommen. Raten sie mal, wie der Verdacht lautet…

Ich fühle mich jedenfalls veranlasst mir selbst und ihnen allen folgendes Video ans Herz zu legen:

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19. Februar 2009
Zur Sache selbst
gonzosophie | 19. Februar 09 | Topic 'Zur Sache selbst'
„Nach Artikel 15 können Grund, Boden, Naturschätze und Produktionsmittel in Gemeineigentum überführt werden. Der Artikel kam noch nie zur Anwendung. Er wurde vor allem in den frühen Jahren der Bundesrepublik diskutiert, als es darum ging, in welche Richtung sich die Gesellschaftsordnung entwickeln sollte.“ (tagesschau.de)

Besagter Artikel zur Enteignung wurde damals nicht nur diskutiert, er wurde offensichtlich ins Grundgesetz aufgenommen und gehört damit zu unserer „objektiven Wertordnung“. Dass die Bundesrepublik in ihrer Entstehung viel mehr sozialstaatlich gedacht war, als man sie heute denkt, ist ein offenes und gern totgeschwiegenes Geheimnis. Gerade eine christsoziale Unionspartei, deren linker Flügel damals für einen Sozialismus mit christlichem Antlitz eintrat, wollte davon lange Zeit nichts wissen. Umso erstaunlicher, dass unter Beteiligung eben dieser Partei eine solche ursozialistische Forderung abermals in einer Regierungskoalition ausgearbeitet wird. Letztlich stellt sich die Frage, warum bei Kapitaleigentum nicht recht sein soll, was im Falle von Privatsphäre, Landbesitz oder Geburtshaus nur billig ist. Neben der erst kürzlich zaghaft beschnittenen Steuerfreiheit genießen Kapital und Einkünfte aus selbigen in diesem Land wohl eine ganze Reihe von Privilegien, die eine Kapitalenteignung so obszön erscheinen lassen.
Dass also in den „Wir sind die Mitte“-Parteien ein neokonservatives Tabu nach dem andern fällt (Subventionen, regulierte Finanzmärkte, staatliche Mitspracherechte usw.) kann eigentlich nur begrüßt werden. In lautes Hurrah-Geschrei lässt sich dennoch nicht verfallen. Warum? Nicht einfach, weil es eine momentane Krise zu bewältigen gilt, sondern weil diese Verstaatlichung nur der dem Bürger am leichtesten zu plausibilisierende Weg ist, Milliardenbeträge in ein Unternehmen zu stecken, das nur wenige hundert Arbeitsplätze aufrecht erhält. Nebenbei entschädigt (im wahrsten Sinne) man auf diesem Wege noch Aktionäre, deren Anteile marktwirtschaftlich kaum mehr wert sind als Komforttoilettenpapier. Diejenigen Aktionäre, die ihre Papiere marktgerecht zu einem Konkurspreis abstießen, können sich hernach nur über Dummheit ärgern. Wessen Dummheit , das bleibt die Frage.

Das bleibt die Frage in einem Finanzwirtschaftssystem, dass uns in den letzten Jahren äußerst wirksam weißgemacht hat, dass staatliche Unterstützung vollkommen unsicher sei und man anstatt auf eine staatliche Rente zu setzen lieber einer privatwirtschaftliche Altersvorsorge vertrauen sollte. Diese sei krisensicherer und renditefreudiger. Was davon zu halten ist, sehen wir nun gerade bei den ehemaligen Zugpferden der privatwirtschaftlichen Renditenproduktion – sie sollen in sog. staatliche „Mobilisierungsfonds“ überführt werden. Dass bei kränkelnden, hilfesuchenden Unternehmen trotzdem noch Gewinnausschüttungen stattfinden, ist kaum verwunderlich. Gewinne wurden ja auch lange Zeit erwirtschaftet, schließlich sind weder Konzernzentralen noch Luxusyachten ihrer Insassen mit reiner Phantasie bezahlt worden. Wer sie allerdings bezahlt hat, das erraten sie schnell, wenn sie in den aktuellen Bundeshaushalt hineinsehen.
Und so muss man auch nicht lange raten, wer zukünftig die Rentenversicherung derjenigen zu zahlen hat, deren Rentenversicherer innerhalb der Pustefix™-Blasen der nächsten 40 Jahre zerstäubt. So die Weltwirtschaft will wohl derselbe, der sie in den letzten 40 Jahren bezahlt hat. Das hätte man aber doch auch so haben können, ohne Konzernzentralen und Luxusyachten. Die Opel fahrenden Beamten in ihren muffigen Amtsstuben haben wenigstens schon 20 Jahre vorher erkannt, dass die Rente in ihrer bisherigen Form auf massive Probleme stoßen wird. Die Yachtfahrer wollen es immer noch nicht wahr haben, ein halbes Jahr nach Beginn der massiven Probleme. Warum auch? Es ist ja nicht so als hätten sie abseits außerplanmäßiger Spesenreisen größere Schwierigkeiten zu erwarten.

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