Gonzosophie
5. September 2008
F
gonzosophie | 05. September 08 | Topic 'Marginalien'
Ein Schnaps ist gut, der in der Seele brennt. Der die Gedanken bricht. Und die bekannten Anverwandten dir verrückt, bis du allein bist, ganz, auf dieser Welt, mit dir. Desinteresse, Heiligkeit lässt sich einschenken, austrinken. So sickert jede Gier heraus aus dem Gedärm. Unverdünnt beginnt ein konzentriertes Sein um das die Welt nur taumeln kann, sie fällt. Und Himmel stürzen auf dich ein.

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30. April 2008
Der Tag vor dem Tag der Arbeit
gonzosophie | 30. April 08 | Topic 'Marginalien'
Student zu sein bedeutet auch mittchwochs in der Frühe mit einem breiten Grinsen an einer Pendlerrute entlang durchs Grüne zu laufen und sich einfach mal etwas genauer anzusehen, woran so viele so oft achtlos vorbei rauschen....

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28. April 2008
Being punk but can't misbehave
gonzosophie | 28. April 08 | Topic 'Marginalien'
Drüben auf dem Hügel mitten im Dorf stand die kleine Kirche schon seit Jahrhunderten. Soviel war sicher. Das Mittelschiff, dessen steinerner Boden angenehm kühl blieb, war angefüllt mit Generationen hölzerner Bänke. Über diesen erhob sich eine lichte Kuppel, die noch von gleichem Weiß, wie sie am ersten Tag gewesen war. An jedem Sonntag trugen Menschen ihre Zeit herein, schliffen sie entlang an den gekalkten Wänden, bis diese nach und nach ergrauten. So stand der Küster in der Pflicht, die Wände alle 50 Jahre noch einmal nachweißen zu lassen. Dies aber musste wieder etwas her sein, denn obschon die Bänke sich seit dem letzten Male doch etwas geleert hatten, waren die dunklen Streifen neben ihnen deutlich zu erkennen. Die Menschen störte das kaum, konnten sie sich doch die Zeit damit vertreiben, die entstanden Muster zu betrachten, während aus heisernen Männerkehlen neben ihnen ein Ehre sei Gott in der Höhe erschallte.
Als ich diese Kirche betrat, hatte sich etwas getan. Die altherrgebrachte Ordnung, nach der die Männer sich auf die rechte, die Frauen auf die linke Seite des sakralen Raumes aufteilten, war obsolet geworden. Auch die Frauen hatten sich mittlerweile auf die rechte emanzipiert. Nicht dass die Füllmenge der Bänke diesen Schritt hätte erzwungen. Es schien eher so, als sei gerade die rechte Seite nunmehr voller als die linke. Frauen blieben an ihrem Ursprung nämlich weitestgehend unter sich. Ich ließ ihnen dies und setzte mich nach rechts. Es war ein Ostermorgen und so fühlte er sich an.
Von der Kirchenpforte führt ein schmaler Weg über ein paar Stufen hinab zum Gräberfeld. Dort liegen Menschen, die vor mir hier in dieser Kirche stets gesessen haben. Die Nacht hindurch hat es geschneit und alles dort gibt sich so her, wie jede Wiese sonst am Dorfesrand. Allein die dunklen Stelen, auf denen ihre Namen die hinfälligen Körper noch eine Weile überdauern, sie zeigen dass hier niemals jemand Fußball spielt und auch nicht grast.
Der Schnee hat sich in ihre Buchstaben gelegt, verdeckt sie ganz und gar. An Ostern sollte man die Toten ja auch einmal ruhen lassen und diesen schmalen Pfad mit seinen eingeschneiten Stufen kurz vergessen. Vielleicht hätt ich mich doch nicht rechts einordnen sollen.

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22. April 2008
"Vanitas Mundi."
gonzosophie | 22. April 08 | Topic 'Marginalien'
Ich werde nicht lange dauern. Das ist mir nicht erst seit meinem Blutsturz bewusst. Sie sollten sich also beeilen, wollen sie mich noch erleben.. Ich habe mehrere Krebsfälle in der Familie. Meine Großeltern sind lange tot. All das hebt nicht gerade meine statistische Lebenserwartung und somit bin ich das, was ich immerzu vermeiden wollte: der berechenbare Mensch. Wir einsamen Männer sterben früher. Wir gebildeten Männer sind einsamer. Ich kann nur denken, wenn ich allein bin und allein bin ich, solange ich denken kann. So füge ich mich denn auch:
Abschließen. Gestern löschte ich den Nachrichtenspeicher des letzten Jahres, warf ein paar Adressen weg, einige Briefe. Ich vergesse schon und lasse vieles los. So wenig lässt sich halten, egal wie sehr man es versucht. Jedes Wir ist flüchtig.
Aber es gibt auch nicht sehr viel mehr, dass wirklich Leben ist. Die Löhne sinken, die Billigentlohnten werden nicht nur unter den Akademikern ein immer größerer Anteil, 22% des gesamten Arbeitsmarktes – fast schon so viel wie in den USA. Die Inflation steigt, die Nahrung wird teurer. Die Leute sind seltener krank, trauen sich einfach nicht mehr es zu sein, haben sie doch von Studium oder der Altersvorsorge einen riesiegen Schuldenberg, der sie extrem abhängig macht. Das lässt sie aber nicht rebellisch werden, im Gegenteil. Konsum bindet ein. Kinder sind es wieder wert, dass man sie gebärt. Sind sie erst da, brauchen sie feste Verhältnisse. Kleinfamilie, Vereinswesen. Wert ist Erfolg heißt Beruf. Selbst die nachwachsenden Teens streben in diese Richtung. Natürlich nicht ohne wild frisierte Haare und Drohgebärden, aber es besteht ein Unterschied zwischen Rebellion und unartig sein. Werbekampagnen sind soweit ins Hirn vorgedrungen, dass sie selbst den Deutschen wieder stolz sein lassen. All das und noch viel, viel weniger. Man braucht keine Dämonen wie den Terrorismus oder das Klima um den Leuten die Welt zu simplifizieren, sie selbst sind einfach genug geworden um nicht einmal mehr an Ideale zu glauben. Außer an das vom eigenen Körper. Bis der einen dann irgendwann im Stich lässt. Freut euch schon darauf. Es ist eine große Überraschung, kann ich euch sagen. Sterben ist kein Floating.

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13. April 2008
Korn
gonzosophie | 13. April 08 | Topic 'Marginalien'
Wieder, endlich Bierlaune und altbekannte Menschen, altbackene Brötchen am Morgen. Gern gesehen. Dann leider einer dieser seltsamen Orte, wo die Suchenden sich treffen, sich zu reiben aneinander, für ein paar Euro Eintritt. Die Schwärmer auf den hellen Flächen, wie sie sich rhythmisch verwirren, ihre Haarfrisuren; flimmern. Alles viel zu leicht entflammbar und dabei so unbeherzt. Ich stehe mit dem Rücken zu ihnen und ein Lächeln ziert mein Gesicht, ein sichtbares fast. Ach, ich bin aber auch unflexibel geworden, starr gegen die anbrandenden Eruptivgliedmaßen. Dabei verstehe ich nicht einmal, was du mir bei diesem Krach zu erzählen versuchst. Doch was du sagen willst kommt an. Wir beide sind vergebens, irgendwie, vor allem hier. Und ja, auch ich will gehen… doch nicht sofort. All das passt in mein schiefes Lächeln, versteht selbst eine meiner Brauen mitzuteilen. Meine Gedanken stranden längst wieder in fernen Küstenstädten und Vergangenheiten. Trinken Nebel und berauschen mich damit, als wenn es mir an Rauschen fehlte.

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7. April 2008
Flammen
gonzosophie | 07. April 08 | Topic 'Marginalien'
Der Zug brennt. Zum Glück nicht der, in dem ich sitze, doch blockiert er mein Gleis. Man kann nicht weiter fahren, Schienenersatzverkehr ist nicht eingerichtet. Interessant an dieser Durchsage ist vor allem die Reaktion der Fahrgäste, die nach dem obligatorischen Aufstöhnen kollektiv ihre Mobiltelephone ans Ohr heben, um die auf sie wartenden Menschen anzurufen, oder zumindest solche, die ihnen bei der Unpässlichkeit zur Hilfe eilen könnten. Mein Handy bleibt aus und ich sitzen. Eigentlich eine langweiligere Story, als der erste Satz vermuten ließ. Dennoch liegt eine Aussage vor.

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25. März 2008
interesseloses Wohlgefallen
gonzosophie | 25. März 08 | Topic 'Marginalien'
Ich liebe diese Frau, das heißt zuallererst, ich halte sie für liebenswerter als sie ist. Sie liebt mich nicht – im Gegenteil. Das macht sie nicht außergewöhnlich. Sie ist schön, nicht schöner als manch andere. Sie ist intelligent auf eine Weise, die sicher nicht einmalig ist. Einzigartig wohl kaum, außer für mich. Wenn ich an sie denke, dann denke ich nur an sie. Nicht öfter als an mich, doch sicher öfter, als sie an mich denkt. Ich bin für sie da, wenn sie da ist um mich zu brauchen. Ich liebe nur sie, denn jemand anderen will ich nicht lieben. Womit hat sie das eigentlich verdient? Sie weiß es nicht so genau, aber sie traut sich auch nicht, mich zu fragen.

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18. März 2008
Wallungen
gonzosophie | 18. März 08 | Topic 'Marginalien'
Nun tu nicht so als hättest du sie nicht beobachtet, dir nicht gewünscht, dass sie das gleiche tut. Als hättest du nicht gestaunt über diese Lebendigkeit. Fast noch ein Kind, doch schon mit suchenden Augen. Die Gespräche gierig einsaugend, die Komplimente und den ersten, erlaubten Alkohol.
Das ist sie nun also, die Altersgeilheit – die Mischung aus Jugendlust, Erinnerung und Todesahnung. Schwer und süß wie später Wein.
Sie dir nur diese Augen an, noch ohne Berechnung. Sie schätzen nichts ab, sie blicken nur um zu Staunen, um Anderes zu finden. Sie wissen noch nichts vom Ende. Doch
so rote Wangen schreiben keine Zeilen, dies Lachen versteht keinen Vers. Dem Leben bleibst du stumm, und niemals in Erinnerung.

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2. März 2008
Numen
gonzosophie | 02. März 08 | Topic 'Marginalien'
Und wir beide warten aufeinander, sehen nervös auf die Uhr. Du stößt achtlos mit dem Fuß gegen eines der Tischbeine. Der Platz zwischen uns wächst, wenn ich mich zu dir setze und längst schon streichst du meine Knitterfalten nicht mehr glatt.
Wie nutzlos das doch alles ist. Wie viel Zeit haben wir so heimatlos verbracht? Doch nur das Nutzlose ist heilig, wenn das Heilige längst nutzlos ist. Unsere Apathie ist Gottesdienst, wir zelebrieren das Geheimnis der Bedeutungslosigkeit. Du und ich schlendern nebeneinander her, dem Rest der Welt entgegen, der nur an Zwecke glaubt. Ich werde deine Hand nicht halten. Du wirst mich nicht küssen. Wir sind egal. Wir sind Heilige. Traumverloren - einzig das Unnütze bleibt ewig, denn Träume sterben nicht. Sie werden nur vergessen - so wie ich dich vergesse wenn ich glaube dich zu lieben, dort irgendwo zwischen den Sinustälern, wenn du gar nicht da bist. Und ich an alles denke, alles, um das Warten zu vergessen. Warten, das uns heilig macht.

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26. Februar 2008
kif kif
gonzosophie | 26. Februar 08 | Topic 'Marginalien'


Ich bin allein und bleib allein, wie ich es immer war. Bedeutend bin ich nur, ist niemand anders da. Schmerzhaft spürt keiner den Verlust. Abgestoßen, abgetrieben, abgekapselt, abgeschrieben, abgemacht und aufgerieben.
Man hasst mich nicht einmal. Ich bin egal.

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