Gonzosophie
12. September 2007
lage - egal
gonzosophie | 12. September 07 | Topic 'Autopoiesis'
Saure Gedanken lecken meine Schläfen entlang, sabbern auf meine Schuhe. Alleine wieder ab morgen, ganz. Naja fast; allein mit mir. Aber zu tun habe ich ja. Einiges zumindest. Der Hund möchte ausgeführt werden. Trotzdem liege ich, falsch, völlig falsch liege ich. Doch ich habe das Geheimnis gelüftet, weiß nun wie es geht. Nicht darüber nachdenken, dass ist der Trick. So wie alle, einfach ausblenden, Rauschen hören in den leeren Ohren. Ficken gehen oder dergleichen, ins Kino vielleicht. Herumstehen, beteiligt. Tag um Tag, so geht es weiter. Lapalien das alles, selbst induziert, ich werde sie schon vergessen.

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8. September 2007
weiteres
gonzosophie | 08. September 07 | Topic 'Autopoiesis'
Man schläft so schlecht, wenn alle Gedanken sich nur um’s hätte, könnte, sollte drehen, wenn alle Wünsche so weit weg, alle Träume so alt sind. Ich habe es aufgegeben zu schlafen, wie ich alles aufgegeben habe, wie ich dich aufgegeben habe. Ich würde dir gerne soviel schenken, doch bist du viel zu sehr du selbst, als dass du dem bedürftest; ich zu wenig ich selbst, als dass ich dir noch etwas geben könnte.
Ich passe nicht in diese Rolle. Alles, was ich haben werde bin ich und meine Langeweile. Damit könnte ich zufrieden sein, wenn du nur nicht immer wieder diesen Traum in mir wachrufen würdest. Das haben alle anderen verstanden, sie belästigen mich nicht mehr damit. Du wirst es sicher auch noch lernen.
Aber ach, es ist doch so ein schöner Traum. Komm, träumen wir zwei uns noch ein Stück vorbei an der Einsamkeit unserer Tage, lächeln. Auch wenn das Lächeln immer müder wird.

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7. September 2007
Tristesse
gonzosophie | 07. September 07 | Topic 'Autopoiesis'
Ich schaue aus dem Fenster und sehe Menschen sterben, sehe Katzen sich besteigen, sehe sonstige Langeweile, sehe nicht mehr richtig hin. Zeit zu mauern; Bilder aufzuhängen. Meine Koffer waren gepackt. Sie verstauben unterm alten Bett. Ich spüre sie beim Schlafen, sie drücken durch die Matratze, hinterlassen rote Stellen auf meinem Rücken, im Genick. Die Uhr ist stehen geblieben. Um zwei hättest du kommen sollen, irgendwann einmal. Ich sehe nur noch Messer, Stricke und Fallhöhe um mich herum. Im Staub auf dem Boden zeichnen sich Fußspuren ab, verlaufen sich zur Tür und bleiben stehen dort. Alles bleibt stehen. Ich höre schon lange keine Schritte mehr. Höre nicht mehr hin.
Ich sitze da, sortiere meine Gedanken, chronologisch. Was dachte ich wann. Wie bin ich geworden, hat mich jemand so gemacht? Doch wen gibt es schon für mich, wer ist für mich da. Vielleicht sollte ich einmal die Möbel verrücken. Das schafft zumindest neue Spuren, im Staub. Vielleicht das Fenster öffnen. Mich herauslassen. 4. Stock. Sollte reichen.

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3. September 2007
Rätsel
gonzosophie | 03. September 07 | Topic 'Autopoiesis'
Fragt man sie, kennen sie es nicht, erklärt man es ihnen, verstehen sie es nicht, fehlt es dir, zeigen sie mit dem Finger auf dich. Willst du es sehen, du erblickst nur Leere; willst du es tasten, du fühlst nur Kälte; willst du es benennen, du verstummst. Verschließt du dich ihm, es wird dich befangen, verleugnest du es, dringt es ans Licht. Töte es und du wirst mit ihm sterben. Lebe mit ihm und es wird dich töten.

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31. August 2007
"Manchem süße Sonne lacht [...]"
gonzosophie | 31. August 07 | Topic 'Autopoiesis'
Warum denn aufstehen? Jeden Morgen noch lange bevor der Wecker meine Phantasiezeiten ohne jede Not ankündet. Ich drücke mich sowieso mit zusammengekniffenen Augen seit Stunden in den Kissen herum. Warum denn? Leise trete ich in die zugige Luft meiner Zelle, muss mich erst wieder mit dem Anblick versöhnen, mit dem Gähnen der Dinge in meinen Händen und wie sie kribbeln, bei jedem Hautkontakt. Warum seine Zettel sortieren mit verkrusteten Augen und den Rechner anschalten, sehen was es so gibt und wen, da draußen. Warum denn jetzt? Eine Stunde löst die andere ab, es folgen immer neue. Keine ist besonders, für mich, schlägt mir. Sie alle ziehen vorbei an meinem Fenster, wie die Menschen. Man kann sie auch hören, manchmal, auf den Fluren, aus dem Garten dringt ihr Lachen in meine Kammer. Dort sitze ich, nichts erwartend. Nichts. Ich frage mich warum.

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26. August 2007
Diät
gonzosophie | 26. August 07 | Topic 'Autopoiesis'
Manchmal lebe ich nur für die Geräusche, für das Knistern meiner Finger auf dem Bettlaken. Manchmal trinke ich nur für das Zischen und Knacken der Eiswürfel unter dem Scotch. Das Abschrauben des Metalldeckels, die Bewegungen des Glases - nichts klingt so. Und manchmal schreibe ich nur um das Kratzen meines Bleistiftes zu hören. An Tagen wie diesen, wenn Geräusche mich ernähren.

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postkoitale Depression
gonzosophie | 26. August 07 | Topic 'Autopoiesis'
Du liegst da. Es rinnt aus deinem Triptychon wie Saft von aufgeplatztem Obst, das in der Sonne gärt und nur noch Fliegen lockt. Die Luft ist voll davon. Ganz rot, geschwollen ist dein Körper. Geplatzte Äderchen, das alte Muttermal. Wann bist du mir so hässlich nur geworden? Ich schütte Cognac über meinen Gaumen und brenn den Ekel von der Zunge. Diese Flecken, wo die Liebe hintropfte, da wird man wischen müssen. Verstört siehst du mich an - „Nein danke. Beim Duschen bin ich gern allein“

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28. Juli 2007
Autopoiesis
gonzosophie | 28. Juli 07 | Topic 'Autopoiesis'
Ich gehe immernoch zur Kirche, manchmal. Ich gehe gerne hin, eigentlich. Für einen melancholischen, fast morbiden Menschen ist der Katholizismus eine perfekte Religion. Das meine ich keinesfalls sarkastisch. Ich bin fasziniert und schon ein wenig neidisch auf diese Gläubigen. Ich sehe es mitlerweile als ein Talent an, Glauben zu können – eines, welches mir fehlt. Genauer gesagt, habe ich es verloren, irgendwann. Ich sagte zu Jesus: „Ich kann nicht mehr mit dir reden solange ich zweifle. Das ist halbherzig. Das ist falsch“. Seitdem sind wir geschiedene Leute. Ich denke, daran wird sich auch nichts mehr ändern…
Draußen regnet es, hier drinnen herrscht Versteppung. Ich war dort noch gestern, draußen, habe festegestellt, dass meine Augen schlechter werden. Ich dürfte wohl gar nicht mehr fahren. In meinen Wänden ist das belanglos. Ich saß wieder mal den ganzen Tag vorm Monitor – schreiben, lesen, kratzen. Wieso nehme ich das so ernst, sehe mehrmals täglich nach den „Clicks“? Liest mich noch wer? Ist dort draußen noch jemand, der mir Zeit schenkt?
Ich schreibe mich weiter, ich muss. Schreiben ist Sinn, kann nicht leer sein. Ich setze Zeichen. Da! schon wieder eine Zeile, ein schöner Klang – Ich lebe. Gegen das leere Blatt bestehe ich.
Diese ganze Blogsphäre ist unglaublich autopoietisch. Um gelesen zu werden reicht es nicht aus einfach zu schreiben. Man muss Andere lesen, muss kommentieren, abermals kommentieren, Selbstreferenzen aufbauen um den Kreislauf zu erhalten, um selbst kommentiert zu werden. So wiegelt man sich auf, verstrickt sich immer weiter. Man schreibt nicht mehr aus sich, man schreibt über jemanden: „trackback link“.
Und doch bleibe ich der Idiot, der Stümper, der nicht zwischen die Zeilen passt. Banalität kann zum Schicksal werden: Selbst in der Belanglosigkeit.

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16. Juli 2007
15.Juli
gonzosophie | 16. Juli 07 | Topic 'Autopoiesis'
Die Gegenstände rücken auf mich zu, zerspringen in meinen Augen. Ich fasse mich nicht mehr. Es ist soweit, das Ende der Geschichte ist erreicht. Ich werde postmodern. Vor meinen Augen zerfließen die Substanzen, die Eigenschaften verlieren ihren Halt. Es rückt hinter mich, mein Sein streift seine Ordnung ab, wird Wahnsinn. Schluss damit, beende dich. Ist das nur ein Traum? Ich kann nicht mehr träumen. Ich bin zerfallen, fernab von einem Ich. Meine Freiheit habe ich verloren. Ich unterwerfe mich. Ich bin mir nichts wert. Nichts ist mir mehr Wert. Ich verliere mich in monotonen Gedanken. Ich finde keinen Antrieb, werde nur noch umgetrieben. Wann endlich hebe ich mich auf?
Ich wachte heute auf, nahm den Hut vom Gesicht, zog die Stiefel aus und kroch aus der Badewanne. War das Ich gewesen? „Seeking Electricity“. Wo war der dunkle Garten, in dem uns die Schatten der Nacht von verbotenen Früchten kosten ließen, uns Engel wunderbare Fanfaren bliesen. Nun bin ich wieder an dem Punkt. Ich höre Tocotronic – „digital ist besser für mich“.
Der Nachmittag war furchtbar, heiß, schwer lasteten Wolken über dem Hitzeflimmern. Genau wie diese war ich kein schöner Anblick. Trotzdem sprach mich eine alte Dame am Bahnhof an und redete eine halbe Stunde mit mir. Wahrscheinlich lag es am T-shirt mit der Aufschrift „Junge Union“. Viele Menschen glauben das, was Kleider ihnen sagen. Der Schaffner hingegen wollte gleich meinen Perso sehen. Er meinte, ich hätte womöglich mein Semesterticket gefälscht. „Das passiert in letzter Zeit“ – „Man kann nicht vorsichtig genug sein“.
Ich hasse diese heißen Tage in der Stadt, die Luft ist erfüllt von den Sekreten diverser Poren und nicht nur deshalb lässt sich kein klarer Gedanke fassen. Diese schrecklichen bunten Farben, mit denen die Menschen ihre wichtigen Körperteile anzeigen. Alles strömt in die Sonne heraus um sich wechselseitig der hohen Temperaturen zu versichern. „Ganz schön warm heute, was?“ – „Das ist nicht warm, das ist heiß“. Wenigstens rauchen noch einige von denen. Das hier war niemals meine Welt.
Und ich merke wieder mal, dass ich komplementärer bin, als ich es sein möchte. Mir fehlt etwas. Habe ich es verloren? Liegt das an all den Frauen, die sich mir heute fahrlässig zur Schau gestellt haben? Ich erwäge mich zu rasieren und zu waschen, doch wozu? Es ist schon längst dunkel geworden. Meine letzte Möglichkeit Menschen zu begegnen wäre endlich den Müll raus zu bringen. Selbst das lohnt nicht mehr, das hebe ich mir für morgen auf.

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8. Juli 2007
Momo
gonzosophie | 08. Juli 07 | Topic 'Autopoiesis'
Es sind keine grauen Langweiler mehr, mit dicken Zigarren, die dir dein Leben rauben, dich ermatten lassen. Das „war einmal“. Tristesse kleidet sich in den Farben dieses Sommers. Das Mittelmaß passt sich den Mittelmäßigen an. „Wie dem Menschen alles nützlich ist, so ist er es ebenfalls“
Wir waren für ein Jahr im Ausland, wir haben Praktika gemacht, obligatorisch. Flexibel muss man sein und beliebig. Wir lernen Sprachen, aber wir feiern auch gern. Wir trinken, aber nicht zuviel. Wir nehmen Drogen, nein nur am Wochenende. Wir haben Beziehungen, aber keine zu ernsten. Wir hören Musik, aber nicht zu laut. Zigarren rauchen wir nur noch, wenn wir gesehen werden. Wie die Welt, so ist auch unser Kopf lückenlos kartographisiert. Wir glauben daran. Selbst die wenig ausgetretenen Pfade wurden asphaltiert. Man hat Raststätten gebaut, an den Rändern - Tankshops. Revolutionen starten wir nicht einmal mehr mit dem Zündschlüssel, sondern auf Knopfdruck. Welches Rating erreicht dein Leben, gut genug um noch zu investieren? Negative Utopien malen schreckliche Bilder von staatlicher Überwachung, tyrannischen Wirtschaftskonsortien. Wir vertrauen denen, die uns vor der Angst bewahren. Jemand wacht für uns. Wir mieten Peilsender, denn nur durch sie können wir Kontakt zu uns halten. Wir profilieren uns in dem was wir kaufen, jeder braucht seine Identität. Und obwohl die Kinder mittlerweile sogar durch unsere Wissenschaft dokumentiert immer fetter, dümmer und gewalttätiger werden, planen wir sie wieder. Schließlich haben wir die Erde nur von ihnen geliehen. Zumindest in Biomasse kann man sich noch selbst verwirklichen. „I am not in the condition to fuck“ Und die Familie bleibt Keimzelle der Gesellschaft.
Quatsch ist ein autopoeitisches System.

(Hegel, PhG / „Das Boot“)

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