Gonzosophie
28. April 2008
Lückenfüllbüßer
gonzosophie | 28. April 08 | Topic 'kommen wir nun zu etwas ganz anderem ...'
Seltsamerweise habe ich die letzten Tage und wohl auch die kommenden recht viele Verpflichtungen. Seltsamerweise komme ich vielen dieser auch nach. Das dörrt den/das Blog aus. Zum Ausgleich hier ein kleines Schmankerl, die offensichtlich beste Filmsequenz, die es je gegeben hat und wohl auch geben wird – denn das Alte ist immer das unerreichbare. Sie entstammt dem Film „The Good, the Bad and the Ugly“ (dem deutschen Geschmack geschuldet etwas unglücklich übersetzt mit „Zwei glorreiche Halunken“) und bildet hier die Mitte des Endes – italowesterngemäß also den Höhepunkt. Es passt einfach alles zusammen: Die geniale Filmmusik von Morricone, das Szenenbild, die Inszenierung Leones und das Spiel des Guten, des Bösen und Tucos. Ich tu mich etwas schwer, ob der Anfang des Schlusses nicht vielleicht doch die bessere Szene ist, deshalb hab ich ihn einfach mal in den Kommentaren angefügt.
Ich würde jedem, der den Film noch nicht kennt, raten sich ihn auf DVD zuzulegen und auf Leinwand anzusehen, denn youtube wird ihm und gerade den grandiosen Landschaftsaufnahmen nicht gerecht.
Achja, damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich halte diesen nicht für den besten von Leones Western, „Once upon a time in the West“ (im deutschen noch unglücklicher übersetzt mit „Spiel mir das Lied vom Tod“, wobei diese titelgebende Textzeile nur in der deutschen Synchronisation vorkommt, um dem wohl tumben Deutschenzu erklären, was es mit dieser Mundharmonika denn nun auf sich hat) ist im Ganzen noch einmal eine Spur ausgefeilter, trockener und skrupelloser – was ihn für viele langweilig und langatmig erscheinen lässt - wird nicht zu unrecht als Westernoper bezeichnet. Für die philosophischen Inhalte, die man im Italowestern verkörpert sehen darf (Hier spielt Estwood sozusagen Fichte) empfehle ich das Buch eines gewissen Professor Früchtl: „Das unverschämte Ich. Eine Heldengeschichte der Modern“.
Aber nun genug der langen Rede: Vergesst alles, entfernt alle störenden Hintergrundreize, dreht die Lautstärke auf und seht selbst.

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Being punk but can't misbehave
gonzosophie | 28. April 08 | Topic 'Marginalien'
Drüben auf dem Hügel mitten im Dorf stand die kleine Kirche schon seit Jahrhunderten. Soviel war sicher. Das Mittelschiff, dessen steinerner Boden angenehm kühl blieb, war angefüllt mit Generationen hölzerner Bänke. Über diesen erhob sich eine lichte Kuppel, die noch von gleichem Weiß, wie sie am ersten Tag gewesen war. An jedem Sonntag trugen Menschen ihre Zeit herein, schliffen sie entlang an den gekalkten Wänden, bis diese nach und nach ergrauten. So stand der Küster in der Pflicht, die Wände alle 50 Jahre noch einmal nachweißen zu lassen. Dies aber musste wieder etwas her sein, denn obschon die Bänke sich seit dem letzten Male doch etwas geleert hatten, waren die dunklen Streifen neben ihnen deutlich zu erkennen. Die Menschen störte das kaum, konnten sie sich doch die Zeit damit vertreiben, die entstanden Muster zu betrachten, während aus heisernen Männerkehlen neben ihnen ein Ehre sei Gott in der Höhe erschallte.
Als ich diese Kirche betrat, hatte sich etwas getan. Die altherrgebrachte Ordnung, nach der die Männer sich auf die rechte, die Frauen auf die linke Seite des sakralen Raumes aufteilten, war obsolet geworden. Auch die Frauen hatten sich mittlerweile auf die rechte emanzipiert. Nicht dass die Füllmenge der Bänke diesen Schritt hätte erzwungen. Es schien eher so, als sei gerade die rechte Seite nunmehr voller als die linke. Frauen blieben an ihrem Ursprung nämlich weitestgehend unter sich. Ich ließ ihnen dies und setzte mich nach rechts. Es war ein Ostermorgen und so fühlte er sich an.
Von der Kirchenpforte führt ein schmaler Weg über ein paar Stufen hinab zum Gräberfeld. Dort liegen Menschen, die vor mir hier in dieser Kirche stets gesessen haben. Die Nacht hindurch hat es geschneit und alles dort gibt sich so her, wie jede Wiese sonst am Dorfesrand. Allein die dunklen Stelen, auf denen ihre Namen die hinfälligen Körper noch eine Weile überdauern, sie zeigen dass hier niemals jemand Fußball spielt und auch nicht grast.
Der Schnee hat sich in ihre Buchstaben gelegt, verdeckt sie ganz und gar. An Ostern sollte man die Toten ja auch einmal ruhen lassen und diesen schmalen Pfad mit seinen eingeschneiten Stufen kurz vergessen. Vielleicht hätt ich mich doch nicht rechts einordnen sollen.

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