Psychoaktivität
gonzosophie | 21. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Ich stehe nicht mehr auf, ich bleibe liegen. Solange wie es eben geht, schlaf ich an der Zeit vorbei. Zwar scheint durch die Gardine schon die Sonne, mahnend – ich trotze ihr. Licht kann ich nicht gebrauchen. Dunkelheit ist meine Askese. Für nächtliche Erleuchtung faste ich an Tagen. Unter greller Sonne gibt es Schatten, im Zwielicht meiner Höhle gelten nur scharfe Konturen, Umrisse. Das Wenige sehe ich klar, für mich allein. Ginge ich raus, zu den Sonnenmenschen, wie sollte ich ihrem Schattendasein dies erklären?
Es ist interessant wie viele Dinge man braucht um mit Wenigem glücklich zu sein. Zum Glück gibt es da eine ganze Produktpalette und weit gefächerte Dienstleistungsangebote. Von seicht bis erschreckend ist nahezu alles erhältlich. Eine nüchterne Gesellschaft muss den Rausch erlauben, auch wenn sie sich über Produktivität definiert. Dies erkennt man am deutlichsten an ihren Leistungsträgern. Nach vorn kommt, wer das Gleichgewicht zwischen Funktion und Verderbnis halten kann, wer nach den Terminen kokst.
Deswegen ist die Erfolgsgeschichte der Produktivgesellschaft eben auch die der Rauschmittel. Eine Klassengesellschaft war immer auch durch ihren Drogenkonsum getrennt. Die Einen neigen eher zu Stimulantia und Anxiolytika, der Gebrauch von Sedativa und Analgetika liegt den Anderen nahe. Von ersteren war ich immer distanziert, woran man meine Untauglichkeit für gewisse Positionen festmachen kann. Manchmal erzeugt das Schwermut und fast Neid. Schlimmer noch: Morgen ist schon wieder Sonntag.
Es ist interessant wie viele Dinge man braucht um mit Wenigem glücklich zu sein. Zum Glück gibt es da eine ganze Produktpalette und weit gefächerte Dienstleistungsangebote. Von seicht bis erschreckend ist nahezu alles erhältlich. Eine nüchterne Gesellschaft muss den Rausch erlauben, auch wenn sie sich über Produktivität definiert. Dies erkennt man am deutlichsten an ihren Leistungsträgern. Nach vorn kommt, wer das Gleichgewicht zwischen Funktion und Verderbnis halten kann, wer nach den Terminen kokst.
Deswegen ist die Erfolgsgeschichte der Produktivgesellschaft eben auch die der Rauschmittel. Eine Klassengesellschaft war immer auch durch ihren Drogenkonsum getrennt. Die Einen neigen eher zu Stimulantia und Anxiolytika, der Gebrauch von Sedativa und Analgetika liegt den Anderen nahe. Von ersteren war ich immer distanziert, woran man meine Untauglichkeit für gewisse Positionen festmachen kann. Manchmal erzeugt das Schwermut und fast Neid. Schlimmer noch: Morgen ist schon wieder Sonntag.
"He, who makes a beast out of himself...
gonzosophie | 14. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Kalter Schweiß und Brechreiz sind zwei häufige Nachfolgeerscheinungen des massiven Alkoholismus. Warum können wir trotzdem nicht von ihm ablassen? Liegt es wirklich nur an der stimmungsaufhellenden Wirkung eines Kasten Bieres, dass er uns immer wieder lockt ihn bis zur vorletzten Flasche auszutrinken?
Ich denke darüber nicht mehr so. Für mich ist das grundlegende Gefühl und Motivator zum finalen Abschuss der Ekel geworden. Ekel vor sich selbst, vor den Menschen, vor Vergangenheit, Zukunft und dem Moment, der diese Dimensionen peinlicher und enervierender Situationen miteinander verkettet. Aus dem alles versäuernden Ekel entsteht der Zwang zu saufen. Soviel zu saufen, dass all die grässlichen Konturen verschwimmen, die schrecklichen Dialoge ihren Sinn verlieren und man selbst jede Erinnerung an den Restbestand so genannter Realität vergisst. Man will eben nicht lustig werden, nicht unter Strom stehen sondern sich zernichten, sich auskotzen. Dementsprechend sind die körperlichen Nachwirkungen eines solchen Fluchtversuchs nicht nur notwendig sondern gar begrüßenswert: Der Ekel lässt sich nun zumindest in der Magengrube verorten und ein pochender Schädel trocknet jeden marternden Gedanken aus – bis der Nachdurst einsetzt und man wieder in die eklige Welt zurückfindet. Die einzige Gefahr dabei ist, dass man irgendwann aufhört sich zu betrinken und nur noch trinkt, den Pegel hält. Diese eklige Angewohnheit mit ihrer nüchternen Gemütlichkeit und konstantem Verfall widerspricht allem, für das ein wahres Besäufnis steht: Exzess, Kontrollverlust, Freiheit vom Ekel der Welt.
Das kann man nicht lernen, das muss man einfach wagen. In diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Samstag Abend!
Ich denke darüber nicht mehr so. Für mich ist das grundlegende Gefühl und Motivator zum finalen Abschuss der Ekel geworden. Ekel vor sich selbst, vor den Menschen, vor Vergangenheit, Zukunft und dem Moment, der diese Dimensionen peinlicher und enervierender Situationen miteinander verkettet. Aus dem alles versäuernden Ekel entsteht der Zwang zu saufen. Soviel zu saufen, dass all die grässlichen Konturen verschwimmen, die schrecklichen Dialoge ihren Sinn verlieren und man selbst jede Erinnerung an den Restbestand so genannter Realität vergisst. Man will eben nicht lustig werden, nicht unter Strom stehen sondern sich zernichten, sich auskotzen. Dementsprechend sind die körperlichen Nachwirkungen eines solchen Fluchtversuchs nicht nur notwendig sondern gar begrüßenswert: Der Ekel lässt sich nun zumindest in der Magengrube verorten und ein pochender Schädel trocknet jeden marternden Gedanken aus – bis der Nachdurst einsetzt und man wieder in die eklige Welt zurückfindet. Die einzige Gefahr dabei ist, dass man irgendwann aufhört sich zu betrinken und nur noch trinkt, den Pegel hält. Diese eklige Angewohnheit mit ihrer nüchternen Gemütlichkeit und konstantem Verfall widerspricht allem, für das ein wahres Besäufnis steht: Exzess, Kontrollverlust, Freiheit vom Ekel der Welt.
Das kann man nicht lernen, das muss man einfach wagen. In diesem Sinne wünsche ich noch einen schönen Samstag Abend!
"Die Basis des Verstandes selbst also ist der Wahnsinn." - FWJ Schelling
gonzosophie | 07. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Es ist diese Ereignislosigkeit vor dem Einschlafen, dieses überhitzte Nichts der Ruhe und Zurückgeworfenheit auf sich selbst, die jeden Schlaf vereitelt. Das Nichts will nicht ins Bewusstsein treten und es von der Bedrohung durch das Nichts entleeren. Du bist immer noch da, kannst nicht vor dir fliehen oder dich entfernen von deinen Gedanken. Und schlimmer noch als deine Anwesenheit ist die Abwesenheit jedes Anderen:
Du bist Allein. Niemand ist da, gelingt es dir aus dieser Welt zu treten. Niemand ist da, kehrst du zurück und findest wieder nur ein leeres Laken, ein weißes Blatt Papier, durch das du dir zu jemand anders werden sollst, der Selbsterkenntnis wegen. Der Kampf ohne Gegner beginnt von vorn, nach Worten graben unter den Gedanken - gesottenes Gekritzel ringst du dir ab. Doch die Laken bleiben rein und jeder Satz steril, kein Leben infiziert dein leeres Nichts. Ist da noch etwas? Habe ich mich noch nicht vernichtet, mein Wesen zerdacht, bin am Denken verwest? Man hat mir ähnliches gesagt, „Du bist so anders“, sagte man mir. Doch das beweist, dass ich noch mit mir identisch sein muss, dass man mich als „Ich“ ansprechen kann, wenn auch als differente, so doch als Einheit in der Zeit.
Aber Veränderung findet statt, natürlich. Es erscheint ironisch, dass die ältesten Lebensformen nur vegetative vorformen des Bewusstseins erreichen, die alt gewordenen Formen des Bewusstseins sich jedoch in hohem Grade von allem vegetativen frei machen können. So wie der Fötus die Gestalten der evolutionären Vorgänger seiner Art zum Menschen hin durchwächst, entwächst der Mensch seinen vegetativen Stadien der frühen Kindheit, der Animalischen Jugend und der humanen Adoleszenz um zu vergeistigen, schließlich gar zu entgeistigen. Er lernt sich denken, entfaltet seinen telos, der selbst unmenschlich ist.
So bleibt mir die Hoffnung, nicht mit 23 schon erschöpft, sondern noch mit 23 erschöpft gewesen zu sein.
Du bist Allein. Niemand ist da, gelingt es dir aus dieser Welt zu treten. Niemand ist da, kehrst du zurück und findest wieder nur ein leeres Laken, ein weißes Blatt Papier, durch das du dir zu jemand anders werden sollst, der Selbsterkenntnis wegen. Der Kampf ohne Gegner beginnt von vorn, nach Worten graben unter den Gedanken - gesottenes Gekritzel ringst du dir ab. Doch die Laken bleiben rein und jeder Satz steril, kein Leben infiziert dein leeres Nichts. Ist da noch etwas? Habe ich mich noch nicht vernichtet, mein Wesen zerdacht, bin am Denken verwest? Man hat mir ähnliches gesagt, „Du bist so anders“, sagte man mir. Doch das beweist, dass ich noch mit mir identisch sein muss, dass man mich als „Ich“ ansprechen kann, wenn auch als differente, so doch als Einheit in der Zeit.
Aber Veränderung findet statt, natürlich. Es erscheint ironisch, dass die ältesten Lebensformen nur vegetative vorformen des Bewusstseins erreichen, die alt gewordenen Formen des Bewusstseins sich jedoch in hohem Grade von allem vegetativen frei machen können. So wie der Fötus die Gestalten der evolutionären Vorgänger seiner Art zum Menschen hin durchwächst, entwächst der Mensch seinen vegetativen Stadien der frühen Kindheit, der Animalischen Jugend und der humanen Adoleszenz um zu vergeistigen, schließlich gar zu entgeistigen. Er lernt sich denken, entfaltet seinen telos, der selbst unmenschlich ist.
So bleibt mir die Hoffnung, nicht mit 23 schon erschöpft, sondern noch mit 23 erschöpft gewesen zu sein.
"Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei GOTT, und das Wort war GOTT." - Joh 1,1
gonzosophie | 06. Juli 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Studere – sich bemühen, dass etwas geschieht und nicht vielmehr nichts. 8 vergangene Semester - Regelstudienzeit, nicht viel mehr als Nichts und am Ende steht man dann vor eben diesem. Doch noch geschieht etwas, etwas mehr als Nichts.
Immer weiter schreiben, weiter lesen, diesem schroffen Schädel Worte einflößen so dass vielleicht Gedanken kondensieren, sich niederschlagen, die man schürfen könnte – von den Rändern der Augen abkratzen. Ansonsten bleibt nichts für das man sich quälen sollte, mittags aufzustehen, geweckt von Regentropfen, die von außen gegen das Fenster klopfen.
Ich bin so satt an jenem alten Anblick, so angefüllt mit kaltem Murren und Müdigkeit; Weder Kaffee noch warmer Kompott vertreiben den Frost aus meinen Gedanken. Ich erkalte, von oben nach unten kühle ich aus. Dies trotz der blähenden Wärme von Gärgasen. Die Realität fault, verdaut meine Hoffnungen und ich verhungere an den Wünschen, ersticke an der Zukunft.
Aber doch! nur „derjenige ist auf den Grund seiner selbst gekommen und hat die ganze Tiefe des Lebens erkannt, der einmal alles verlassen hatte, und selbst von allem verlassen war, dem alles versank, und der mit dem Unendlichen sich allein gesehen: Ein großer Schritt, den Platon mit dem Tode verglichen.“, schreibt Schelling, und etwas weiter, „[Im] Menschen allein ist wieder jene abgründliche Freiheit, er ist mitten in der Zeit nicht in der Zeit, ihm ist verstattet, wieder Anfang zu seyn.“
Und das ruft Staunen hervor, dass es trotz der Angst kein Zuletzt gibt, das immer etwas geschieht, genau jetzt: „The sublime is now“.
(Schelling, EV / Newman, the sublime is now)
Immer weiter schreiben, weiter lesen, diesem schroffen Schädel Worte einflößen so dass vielleicht Gedanken kondensieren, sich niederschlagen, die man schürfen könnte – von den Rändern der Augen abkratzen. Ansonsten bleibt nichts für das man sich quälen sollte, mittags aufzustehen, geweckt von Regentropfen, die von außen gegen das Fenster klopfen.
Ich bin so satt an jenem alten Anblick, so angefüllt mit kaltem Murren und Müdigkeit; Weder Kaffee noch warmer Kompott vertreiben den Frost aus meinen Gedanken. Ich erkalte, von oben nach unten kühle ich aus. Dies trotz der blähenden Wärme von Gärgasen. Die Realität fault, verdaut meine Hoffnungen und ich verhungere an den Wünschen, ersticke an der Zukunft.
Aber doch! nur „derjenige ist auf den Grund seiner selbst gekommen und hat die ganze Tiefe des Lebens erkannt, der einmal alles verlassen hatte, und selbst von allem verlassen war, dem alles versank, und der mit dem Unendlichen sich allein gesehen: Ein großer Schritt, den Platon mit dem Tode verglichen.“, schreibt Schelling, und etwas weiter, „[Im] Menschen allein ist wieder jene abgründliche Freiheit, er ist mitten in der Zeit nicht in der Zeit, ihm ist verstattet, wieder Anfang zu seyn.“
Und das ruft Staunen hervor, dass es trotz der Angst kein Zuletzt gibt, das immer etwas geschieht, genau jetzt: „The sublime is now“.
(Schelling, EV / Newman, the sublime is now)