Gonzosophie
20. Mai 2009
ad finem
gonzosophie | 20. Mai 09 | Topic 'Postpoetik'

Atem streichen lassen, wie Klingen auf der Haut. Hände schneiden lassen, wie Scherben in die Haut, die Nerven aufgeraut. Den Puls im Herz, des Bett mit dunklem Blut betraut. Die Knochensäge angesetzt, oh what a mess. Dein Hirn hat nichts Erhabenes, liegt da wie Erdbeereis. Es taut. Die Lippen lächeln einen schlechten Scherz. Sei still. Hab alle unsere Jahre bald zerkaut und da ich jetzt dein Innerstes geschaut, dreh ich die Augen himmelwärts.

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12. Mai 2009
Freund
gonzosophie | 12. Mai 09 | Topic 'Postpoetik'
Freund, frisch zur Hand und reich dem Jüngling den Pokal. Auf diesen Schluck Vergessen wartet eine Welt, die bloße Angst vorm Nichts noch in den Fugen hält. Ein Durst, der sich in dünnem Blut erfand.

Zertrenn das Band, das mich ans Leben knüpft. Zerschlag der Hoffnung Stütze. Sei mir ein Freund, in dieser letzten Nacht mir endlich zu was nütze. Bring das Geschirr, füll meinen Becher zum Rand.

Den Trank aus blassem Kraut, vom Doldenschieferwein. Schenk ein, den Flurenmost, dass tief im Bauch der Traum entgast. Dort hab ich Leben, Liebe längst zu blutgem Stuhl verdaut.

Nein! Was zu reden war, ist aufgeschrieben. Was Leben ist, ward längst gesagt. Es nagt kein Wunsch, kein Glauben mehr an mir. Wer nie gewann, ist schließlich der, der nichts mehr wagt.

Niemand mehr hier, der mich entzweit. Nun kenn ich alles, hab die Welt geschaut. Bald wird es wieder jung und kalt. Ich freue mich darauf, wie man sich auf die Erde freut.

Freund, schweig. Reich einem alten Mann seinen Pokal. Nach diesem Schluck Vergessen dürstet eine Welt, die aus dem Nichts entstand und die ins Nichts zerfällt.

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5. Mai 2009
Passage
gonzosophie | 05. Mai 09 | Topic 'Postpoetik'
Ich wollte etwas schreiben: Mit Körper, Seele, runden Formen. Nun will es nicht, nicht passen. Und doch, du hättest es verdient.
Ich wollte etwas sagen, so lange schon und ja, es will nicht passen. Dabei wär‘s weder rund noch körperlich, nur Seele hätte es, wenn es denn sowas gibt.
Ich wollt, ich könnt dich lesen. So wie auf meinem Blatt Papier, in dir ein Stück von mir. Doch schein ich nicht zu passen.

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Fluss
gonzosophie | 05. Mai 09 | Topic 'Postpoetik'
Tag und Nacht, Medusenkopf und Schlangenhaar. Ein tiefer Traum, ein letztes, warmes Jahr. Ich fasse klar, was ich nicht will, begrab es ganz tief unter mir. Die trockne Haut platzt mir von krummen Fingern. Ich fahre bis zur Endstation. Willst du final, mein Abschluss sein? Dann knüpf behände diesen Strick, verwahr mich in Memoriam. Ach, wär dein Name nur nicht jambisch, so hätt ich ihn schon längst vergessen. Du wurmst im Ohr. Vorgestellt in Urgestalt - akzentuiert. Abtauchen, hinein in den Fleischfresser, den wohlgenährten Schlund am Versfuß des Vergessens. Dies ist mein Testament und Nachtgebet, dass ich dem Wurme Mahlzeit werden soll; dass nichts von mir wird bleiben als ein Stein, der meinen Namen trägt bis ihr in brauchen könnt, für Mauern oder bloß als Schmuck. Draußen wird es mittlerweile warm. Bald ziehen wir durchs Land. Bald pflügt man uns ihm unter. Ich schneide mir die Ärmel ab und mal mit Sonnencreme Muster auf die nackte Haut. In meinen Taschen sammeln lose Zettel sich mit deiner Schrift darauf. Was will der Autor uns nur sagen? Auf meinem Tisch liegt Staub. Ich bring das Pfand zurück und werf den Kassenzettel weg. Das Geld liegt auf der Straße und man läuft jeden Tag daran vorbei. Soviel zu Bonität und Wüstendurst.

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25. April 2009
a47B728r
gonzosophie | 25. April 09 | Topic 'Postpoetik'
Fuselentropie, Rosenfäule. Ich liege blank. Längsseits liegt das Leben - klafterweise nehm ich Abschied. Alles Erde, Schritt für Schritt. Höre nichts, sage kein Wort. Abgeschlossen, vergraben. Noch ein Schluck, ein Bissen Fleisch. Wegzehrung. Te Deum. Me damnu. Verwesen, bezogen. Ungesehen. Dichte verschluckt. Dich längst ausgespuckt.

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16. April 2009
Tagebuch (verwitwet)
gonzosophie | 16. April 09 | Topic 'Postpoetik'

Ich laufe auf Miseren – eigentlich ganz gut. Mit neun atü im Kessel und Doppelkorn im Blut. Mein Hirn klebt an den Sternen, mein Arsch schwitzt am Klosett. Ein Sextett der Affären – bloß Schwachsinn gibt noch Mut. Die Welt glänzt gold von Fett. Ich trug denn Müll hinaus, hinein. Ich ließ das Denken sein, Schluss aus. Der Waidmann Losung nennt, was man als Scheiße kennt. Wer da an Liebe denkt - hat’s raus.
Soviel zu Wunsch und Sehnen, zu Grablegung und Sinn. Ick stoh mit bieden Beenen dor in.

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11. April 2009
Frühling (gewidmet)
gonzosophie | 11. April 09 | Topic 'Postpoetik'
Mir sprießen wirre Reime,
Herzverwesungskeime,
ein Sichelmyrtensang.
Es grünt an meinen Haaren.
Mit dreiundzwanzig Jahren,
da fing das Sterben an.

Ich rauchte zuviel Benn,
und hab mich blau gesoffen,
mit Schillern lernt ich’s Hoffen,
mit Jünger schmiss ich’s hin.

Der Satzbau ist zerstört,
die Form ward mir zerschunden,
kein Vers der mir gehört. -
Wohl gar nicht meine Wunden,

Geschlagen von der Zeit,
Vom Weib und Eitelkeit.

Nun sprengt der Mai ins Haus.
Es wuchert drin und draus,
von frischen, roten Wangen,
ein Pflaumenmusverlangen,
treibt mir die Loden aus.

Komm, gehn wir in den Zoo!
Dort füttern wir Lemuren -
ich blick an deinen Kurven:
Vorbei,
vorbei.

Wie soll’s nun weitergehn?
Was ist mit mir geschehn?
Der Frühling kommt;-
/du gehst,
und lässt mich qualmend stehn.

Ist das nun mein Ende?
Oh weh.
Ja, ne.
Ich schweife durchs Gelände,
ich ringe meine Hände,
und falte neuen Schnee.

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28. März 2009
Auszug
gonzosophie | 28. März 09 | Topic 'Postpoetik'

Du weißt es ja, die Poesie ist ausgetrunken. Was Ich war längst abgeraucht. Die Dunkelheit vertreib ich mir und rede schlicht vom Nutzen jener Liebe, die nie etwas versprach von Ewigkeit. Das ist ja alles eitel, wie du weißt. Und purer Humanismus. Ich leg die Beine hoch, damit das Blut zurück zum Herzen fließt, wo es mich kühlt. Warum denn reisen, wenn man auch zuhaus vergessen kann. Was denn noch werden, wenn das bleiben schon unmöglich ist. Doch … später mehr. Von andren Dingen.

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