... neuere Einträge
Wochen Ende
gonzosophie | 05. Juni 09
Moralischer Ekel eigenen Angaben folgender moralischer Ekel widert mich an. Letztlich jedoch, bin ich milde gestimmt. Betreibe Schlussverkauf. Entleert. Freigeräumt. Einen Absacker noch, vom frischgepressten Schierling. Die Hände auf dem Bauch gefaltet, die Hoffnung auch, gürte ich meinen Hals. Liebe ist kein Bindemittel, was das Leben angeht. Hat mir nie etwas anderes gebracht als Geschwüre, Nekrosen der Seele. Aber bald ist wieder Jahrmarkt, Freakshow inklusive. Ich lege mich in Weingeist ein, vorsorglich. Wenn auch keine Attraktion, so doch zumindest Kuriosum – dazu tauge ich recht gütlich.
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)
Melatonin
gonzosophie | 04. Juni 09 | Topic 'Nachtschicht'
Es sind schon gewisse Menschen, die nachts arbeiten. Langzeitstudenten, Außenseiter, Hängengebliebene. Wenn wir die Halle betreten ist es ebenso hell wie beim Feierabend um 6:00. Bier im Sonnenaufgang – kann gar nicht so gut klingen, wie es schmeckt. Der Tag bleibt unstrukturiert, die Nacht ist eliminiert. Kein Platz für Romantik. Und doch, man denkt daran, während man den Staub einatmet. Der Körper stellt sich darauf ein, kotet nach Feierabend ab, oder vor der Stechuhr. Wie alle anderen benötigt man ja einen Job um nicht herum sitzen und sich fatale Gedanken machen zu müssen. Man braucht banale Gespräche, um sich nicht einsam zu fühlen. Über Sinn darf man gar nicht erst nachdenken, der Lebenserwartung wegen. Wie viele Etiketten habe ich heute geklebt? Meine Hände haben nicht mitgezählt, meinem Kopf habe ich das längst abgewöhnt. Ich sehe gar nicht mehr hin. Ich kaue Kaugummi, bewege mein Kinn, nickende Bewegungen. Keiner stört uns, es ist ja noch lange nicht Zeit aufzustehen. Was man eigentlich braucht, in erster Linie, ist Geld. Oder jedenfalls hat man mir das gesagt. Irgendwann vor einigen Jahrzehnten gab es noch Lohntüten. Heute geht die Kohle aufs Girokonto. So wie man kein produktives Ergebnis seiner Arbeit sieht, bekommt man auch den Lohn nicht mehr zu sehen. Ein Phantasiebetrag, gedruckt in liniertes Papier. Hau’s raus. Alle hier rauchen, Drogen werden heimlich nur genommen. Die Arbeit von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ist eigentlich eine recht junge Errungenschaft der Menschheit. Warum hätte man sowas auch tun sollen? Wer hätte sowas tun sollen? Wir räumen Regale. Ich bewege Stückgut. Mich bewegt nichts mehr. Absolute Arbeit, jedoch mit vielen Ruhetagen. Man sucht noch Leute, für Mittwochs vor allem. Ich suche auch noch, doch nicht nur für Mittwochs. Bisher hab ich noch nichts fallen lassen. Die Fehlerquote ist nachts nicht höher als am Tage. Nur gesprochen wird leiser und weniger Witze reißt man. Das ist ganz normal. Gott! Ein Schnaps wär jetzt genau das Richtige für diese letzte Stunde vor der Sonne. Wenn alle Augen Feuer dürsten in dem Staub der längst vergessenen Warenposten und die Nacht noch auf den Fenstern liegt. Helios, Dionysos, ein Götterfunke nur und es wird Licht.
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)
(Kommentieren sie diesen Beitrag auf gonzosophie.de)
... ältere Einträge