Gonzosophie
18. Mai 2009
Moderne Mythen. Heute: Leistung muss sich wieder lohnen.
gonzosophie | 18. Mai 09 | Topic 'Zur Sache selbst'

„Leistung muss sich wieder lohnen“, klingt doch eigentlich ganz gut. Schließlich leisten wir alle unsern Beitrag, jeden Tag. Dementsprechend kann niemand ernsthaft dagegen sein, dass wir Leistungsträger endlich entlastet werden. Aber auf wessen Kosten kann man uns überhaupt entlasten? Die Antwort ist klar: Auf Kosten der Leistungsempfänger. Diejenigen, die ohne irgendeine Leistung zu erbringen in den Tag hinein Leben und das nicht allzu schlecht. Davon gibt es zwar immer weniger, aber bei denen ist glücklicherweise immer mehr zu holen. Denn kaum jemand, der heute noch viel mehr Einkommen als seine Mitmenschen hat, bezieht dies maßgeblich aus eigener Hände Arbeit. Er wäre ja auch schön blöd, denn obwohl der sog. progressive Steuersatz Spitzeneinkommen prozentual wesentlich geringer besteuert als kleinere und mittlere Einkommen, ist die Einkommenssteuer auf Arbeitseinkünfte immer noch wesentlich höher, als auf Kapitaleinkünfte und Aktiengewinne. Am lohnenswertesten ist also nicht Leistung, sondern Transferleistung und zwar diejenige, die „Arbeitnehmer“ erbringen und „Arbeitgeber“ erzwingen. Leistung zu erbringen lohnt sich nicht, hat sich auch noch nie gelohnt (s.a. Mehrwert). Deswegen ist fraglich, worauf "muss sich wieder lohnen" überhaupt verweist. Bundesrepublikanische Politik jedenfalls kann damit nicht gemeint sein. Warum nun also gerade "CDU" und "FDP" mit genanntem Slogan für sich werben, lässt Zweifel aufkommen. Auch, da Ihre Zielgruppe keinesfalls dem Segment der Leistungsträger entstammt. Dass sich Leistung nicht lohnt und nie gelohnt hat, liegt nämlich nicht zuletzt an ihrer langjährigen Tradition der Politik für Transferleistungsempfänger. Es verbleiben also zwei Möglichkeiten der Deutung: Entweder genannte Parteien wollen endlich zu "Volksparteien" werden oder ihr Verwendung des Wortes "Leistung" ist das, was man seit Freud einfach "Fehlleistung" nennt.

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Von Arbeit
gonzosophie | 18. Mai 09 | Topic 'Schreibblockade'

Ich wollte es versuchen, bewarb mich auf eine Stelle, die der Außensicht auf mein Leben gerecht zu sein schien. Eine Arbeit im universitären Bereich, kinderleicht verdientes Geld, wie mir von Kennern der Materie versichert wurde. Natürlich wurde ich nicht einmal zu einem Gespräch eingeladen. Mich brachte dies zu der Erkenntnis, dass meine Qualifikationen wohl doch im Bereich der unqualifizierten Hilfsarbeit liegen. Zwar nicht kinderleicht, aber zumindest ehrlich verdientes Geld. Drum bewarb ich mich nun als Versuchsperson und für die Nachtschicht in einem Industrielager. Die Resonanzen hier waren gleich viel positiver. Ich hoffe nun endlich wieder genug Geld verdienen zu können, mir um Bierpreise keine Sorgen mehr machen zu müssen. Denn Sorgen habe ich auch so schon genug. Nur damit sie es wissen.

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13. Mai 2009
13.5.
gonzosophie | 13. Mai 09 | Topic 'Schreibblockade'
„Und sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“. Die gleichen Fehler wiederholen, die gleichen Sätze sagen, denken. Leben nennt man das, gemeinhin. „Nein“ war mein Wort noch nie. Ich mache alles nochmal durch. Gebe mich her. Bin da, wo man mich braucht, solange man mich braucht. Ich stelle keine Fragen. Kerbe dich in meinen Verstand. Woran ich denke, ganz egal. Schon da. Und haust du ab, bleibt nicht einmal ein Bild von dir zurück. Dann lodern Zettelfeuer, Rauchopfer der Gefühle. Die Nächte sind schon wieder lang, die Flaschen sammeln sich im Flur. Ich habe das alles klar durchdacht. Ich weiß es doch. Aber was sonst tun, als darüber schreiben, vielleicht endlich klare Worte finden können. Sie nach draußen stellen, wo sie jeder sieht. Ich brauche Zeit. Ich habe nichts als Zeit. Zeit tötet, so oder so. Ein Text ohne jeden literarischen Wert, ohne belletristischen Charme. Geschrieben aus Verlegenheit, die Gewohnheit ist – oder anders herum. Als Schreibtherapie verkauft man so etwas. Die Kunst dabei ist, sich selbst einmal zu denken, als könnte jemand anders es verstehen. Danach glaubt man sich selbst zu verstehen. Aber auch wenn ich meine Wünsche nicht kontrollieren kann, so doch meine Handlungen: Austrinken, abhauen.

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