Respekt, Herr Bundespräsident, zollt Ihnen seit gestern die gesamte Presselandschaft. Sogar die Süddeutsche lobt, Sie seien „ein Präsident, der mit schlechter Rhetorik Gutes sagt.“ Nunja, ein waschechtes Lob sähe anders aus und es mag auch etwas befremdlich wirken, dass Sie nunmehr von denselben konservativen Kreisen dafür gefeiert werden, dem türkischen Staat ein christliches Element zu unterstellen, die Sie vor ein paar Tagen angesichts ähnlicher „Behauptungen“ bezüglich des Islams in Deutschland noch für wahnsinnig erklärt hatten. Dabei sind die Christen in der Türkei eine [leider im wahrsten Sinne des Wortes] verschwindend kleine Minderheit, während Muslime hierzulande [glücklicherweise im wahrsten Sinne des Wortes] Wahlen mitentscheiden. Der Eindruck entsteht, man freut sich allenthalben darüber, dass Sie es endlich auch dem Türken so richtig gezeigt und den Stellenwert des Christentums ins rechte Licht gerückt hätten. Christentum ist laut CSU nämlich nicht gleichwertig mit dem Islam, sondern schlicht besser – das habe der Muslim einzusehen, wo immer man ihn finde. Diese Leute haben leider sehr viel nicht verstanden, Sie mit eingeschlossen. Dabei kann gerade das nun wirklich nicht so schwer sein. Aber es beruhigt, dass man mit so wenig Brisanz so viel Eindruck schinden kann. Dann hat vielleicht auch die Merkel künftig wieder eine Chance in der eigens für die CDU eingeführte Kategorie: „Wer war besser als erwartet?“
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