Juli
gonzosophie | 22. Juli 08 | Topic 'Autolyse'
„Die Funkellichter, die rosaroten Halos um die Laternen drüben am Ufer erregen mich. Über den weißen Lichtgirlanden spüre ich ein Miasma von Beischlaf. Ich rieche dumpfen Bettengeruch, schwer wie Azaleenblüte, warmen milchigen Hautgeruch, süßlichen Puder, sardellenscharfen Fotzengeruch, Eau de Javel, Sperma.
Fetzen von Rufen, halbe Kommandos, heftiges Anbumsen gegen Metall dringen zu uns her.“
(Lothar Günther Buchheim, „Das Boot“)
Ich bin Hamburg, wieder einmal. Harburg, Wilhelmsburg, Wandsbek, Kiez, Fischmarkt, Veddel. Gleich am ersten Abend bin ich mein Monatsbudget losgeworden, nur für Bier. Eine riesige Touristenfalle. Seitdem rückt das Datum weiter aber es will kein Tag vergehen. Halb liegend sitze ich herum und bade in Geräuschen, gerate in den Sog. Verliere mich im Trippeln der Regentropfen. Regen. Bald flacht er ab, verstummt schließlich. Die Machtverhältnisse sind nun völlig klar: Stille herrscht mit meinem Mandat. Die Atmung flacht ab, die Augenlider. Ich mache mich leicht unter den wimmernden Fenstern. Und schon trommeln wieder Schauer ans Fliegengitter.
Keine Spur von weißer Haut, kein Brustwarzenschimmer und schon gar kein Wort seit nunmehr sechsunddreißig Stunden. Ich schalte den Plattenspieler ein und höre Jazzmusik. Trompeten wimmern, so stimmt die die Nacht sich ein. Mein Hirn schwitzt Wasser ab. Auch dort draußen rufen die Sirenen. Die Städte sind sich alle gleich, zumal wenn ich sie lebe. Kein Bier im Haus, kein Tropfen Landwein findet sich. Die Zeitungen sind unberührt.
Und so langsam wird mir klar, dass ich warte ohne es gewusst zu haben. Ganz wie von selbst zog ich die dicken Socken an und ließ die Wangen unrasiert. „Da wird schon noch was kommen“. Mit den Händen in den Taschen liegt man doch meistens falsch. Naja, nicht übermütig werden. Nur keine falsche Hast. Noch zieht die Lunge Trockenluft. So klingen die Beschwörungsformeln, die jemand anderes mir vorbetet. Wär man doch wenigstens sich selbst nicht so ein guter Lügner...
Fetzen von Rufen, halbe Kommandos, heftiges Anbumsen gegen Metall dringen zu uns her.“
(Lothar Günther Buchheim, „Das Boot“)
Ich bin Hamburg, wieder einmal. Harburg, Wilhelmsburg, Wandsbek, Kiez, Fischmarkt, Veddel. Gleich am ersten Abend bin ich mein Monatsbudget losgeworden, nur für Bier. Eine riesige Touristenfalle. Seitdem rückt das Datum weiter aber es will kein Tag vergehen. Halb liegend sitze ich herum und bade in Geräuschen, gerate in den Sog. Verliere mich im Trippeln der Regentropfen. Regen. Bald flacht er ab, verstummt schließlich. Die Machtverhältnisse sind nun völlig klar: Stille herrscht mit meinem Mandat. Die Atmung flacht ab, die Augenlider. Ich mache mich leicht unter den wimmernden Fenstern. Und schon trommeln wieder Schauer ans Fliegengitter.
Keine Spur von weißer Haut, kein Brustwarzenschimmer und schon gar kein Wort seit nunmehr sechsunddreißig Stunden. Ich schalte den Plattenspieler ein und höre Jazzmusik. Trompeten wimmern, so stimmt die die Nacht sich ein. Mein Hirn schwitzt Wasser ab. Auch dort draußen rufen die Sirenen. Die Städte sind sich alle gleich, zumal wenn ich sie lebe. Kein Bier im Haus, kein Tropfen Landwein findet sich. Die Zeitungen sind unberührt.
Und so langsam wird mir klar, dass ich warte ohne es gewusst zu haben. Ganz wie von selbst zog ich die dicken Socken an und ließ die Wangen unrasiert. „Da wird schon noch was kommen“. Mit den Händen in den Taschen liegt man doch meistens falsch. Naja, nicht übermütig werden. Nur keine falsche Hast. Noch zieht die Lunge Trockenluft. So klingen die Beschwörungsformeln, die jemand anderes mir vorbetet. Wär man doch wenigstens sich selbst nicht so ein guter Lügner...