Gonzosophie
8. November 2010
Der Castor und der dumme Protest
gonzosophie | 08. November 10 | Topic 'aktuelles'

Manchmal sollte man sich einen Ruck geben und zur Abwechslung etwas zu den Tagesereignissen schreiben, anstatt immer den Nachrichten vom Vorvortag nachzuhängen. Was gibt es da Passenderes, als direkt aus einem Newsticker zu zitieren:

>>08:26 Die Parlamentarische Staatsekretärin im Umweltministerium, Katharina Reiche (CDU), hat Oppositionspolitikern Stimmungsmache im Zusammenhang mit dem Castor-Transport vorgeworfen. Es müsse geklärt werden, wie es zu solchen Gewalteskalationen komme.<< (quelle:ndr-liveticker)

Endlich mal eine CDU-Politikerin, die für lückenlose Aufklärung plädiert und dabei die Politik selbst meint. Nun ist die geforderte Aufklärung nicht sonderlich schwierig. Die dem sog. Atomstrom kritisch gegenüberstehende Bewegung hatte eigentlich schon eine ziemliche Flaute zu verkraften, nachdem man die AKWs für in naher Zukunft obsolet erklärt hatte. Nun jedoch erklärt man den Menschen, sie seien irrational, wenn sie gegen AKWs seien und lässt diese unter dubiosen Profitbedingungen für deren Betreiber wieder länger laufen. Das erinnert doch stark an die, von Politikern für irrational erklärten Stuttgarter, deren Bahnhof in dubiosen Genehmigungsverfahren zustande kam. Wollen Sie mal einen Menschen eskalieren lassen? Dann sagen Sie ihm nicht nur, dass Sie wichtige Entscheidungen gegen seine Überzeugung treffen werden, sondern dass er im Grunde auch einfach zu dumm ist, sie selbst zu treffen. Á Propos:

>>15:48 CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt hat die Grünen-Spitze wegen deren Unterstützung der Castor-Blockierer attackiert. "Die Grünen outen sich als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern", sagte Dobrindt am Montag. "Sie machen sich in skandalöser Weise mitschuldig an der Zerstörung von Bahngleisen und Gewalt gegen Polizeibeamte."<< (quelle:ndr-liveticker)

Nun kann es als Errungenschaft neuerer Zeiten betrachtet werden, dass ein bayrischer Generalsekretär rationale Bewertungen über Vorgänge im Wendland treffen kann – er hat wohl einen Bericht im Fernsehen gesehen. Auch ist es recht belustigend, dass sich die Grünen „als politischer Arm von Aufrührern, Brandstiftern und Steinewerfern“ in Bayern erst noch „outen“ müssen. Ich dachte in den Kreisen geht man davon aus, sie seien als solcher mal gegründet worden. Auf welcher Seite aber die vielbeschworene Gewalt bestehen soll, wenn man sich auf einem Bahngleis verprügeln, besprühen und bei Frost mit Wasserwerfern traktieren lässt, um einer irrationalen Überzeugung anzuhängen, mag dahingestellt bleiben. Dazu zitiere ich nochmals und abschließend:

>>11:32 Die Polizeigewerkschaft hat den Castor-Einsatz kritisiert und die Politik für die "untragbaren" Zustände verantwortlich gemacht. Auf dem Rücken der Polizei würden politische Fehler ausgetragen. Einige Beamte seien 24 Stunden am Stück im Einsatz gewesen.<< (quelle:ndr-liveticker)

PS: Wie wäre es den Atommüll demnächst einfach in Stuttgart zwischenzulagern? Da könnte man ihn zukünftig fast gänzlich unterirdisch transportieren und die Tunneleingänge wird man doch wohl noch bewachen können.

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7. November 2010
Networking unter Bierzeltbedingungen II
gonzosophie | 07. November 10 | Topic 'aktuelles'

Ich hab ja eine wenig fundierte Meinung zum Thema Frau. Mein momentaner Trost ist es, dass ich notfalls jede Frau einmal werde klonen können, die ihre Zahnbürste bei mir hinterlegt hat. Sie können sich also vorstellen, dass ich hier folglich keine Debatte über Gender- / Gleichberechtigungsdebatten oder gar den Feminismus lostreten möchte – ich hätte für eine Position einfach keine ausreichende Begründung parat und deshalb halte ich mich vornehm zurück. Ganz anders als unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (also für alle, die anders sind als ich). Deren fundierte Meinung lautet nämlich:

dass der heterosexuelle Geschlechtsverkehr kaum möglich sei ohne die Unterwerfung der Frau. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch.“ (Quelle: SpOn)

Warum ihre Meinung hier richtiger sein soll als die von ihr angegriffene, kann man leider nur mutmaßen. Wenn sie sich auf irgendeine Fachliteratur zum Thema Sex and Submission bezieht, so nennt sie zumindest die Quellen nicht. Vielleicht spricht sie ja auch aus eigener Erfahrung, aber darüber möchte ich hier nicht mutmaßen. Jedenfalls gibt sie auch eine Begründung:

Es ist absurd, wenn etwas, das für die Menschheit und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Unterwerfung definiert wird. Das würde bedeuten, dass die Gesellschaft ohne die Unterwerfung der Frau nicht fortbestehen könnte.“ (Quelle: SpOn)

Dieser wunderbare Satz, nicht nur einer Bundesministerin sondern ihres Zeichens Doktorin der Soziologie (samt Politik und Philosophie), würde in jeder universitären Lehrveranstaltung wohl recht naiv und lustig daher kommen. Einerseits folgt er dem altbewährten Muster: „Es kann nicht sein, was nicht sein darf.“ Andererseits wird hier eine Definition mit einer Bewertung verwechselt. Das ganze kulminiert in der wunderbaren Schlussfolgerung:

"Dass Homosexualität die Lösung der Benachteiligung der Frau sein soll, fand ich nicht wirklich überzeugend." (Quelle: SpOn)

Wer fände denn das auch überzeugend, muss man sich da fragen. Ist das eine gängige These des Feminismus à la Schwarzer, der hier ja angegriffen werden soll? In jedem Fall ist es Balsam für die Bierzeltseele: „Die wollen, dass wir alle schwul oder lesbisch werden? Dann muss die Frauenquote weg.“ So funktioniert zwar keine sachhaltige Diskussion, jedoch wohl Politik. Ich möchte die Redefigur folgendermaßen abwandeln: Manche sagen, der Arbeitgeber könne kaum jemanden beschäftigen ohne ihn auszubeuten. Da kann ich nur sagen: Sorry, das ist falsch. Es ist absurd, wenn etwas, dass für unsere Wirtschaft und deren Fortbestand grundlegend ist, per se als Ausbeutung definiert wird. Das würde bedeuten, dass unsere Wirtschaft ohne die Ausbeutung des Arbeiters nicht fortbestehen könne. Aber dass eine stalinistische Diktatur die Lösung der Tarifverhandlungen sein soll, finde ich nicht wirklich überzeugend.

So macht argumentieren doch endlich wieder Spaß! Vielleicht darf man von Frau Staatssekretärin Schröder aber auch einfach nicht zu viel erwarten, ist doch das Zustandekommen ihres Doktortitels ein Fall für sich, indem CDU Seilschaften (networking) und ein gesunder monetärer Hintergrund eine gewisse Rolle spielten. Man muss sich schon die Frage stellen, welche Qualitäten dieser Frau sie für ihr Amt befähigen, außer dass sie jung ist und der Terminatrix recht ähnlich sieht. Der Wert ihrer wissenschaftlichen Arbeit ist jedenfalls sehr zweifelhaft, der wissenschaftliche Wert ihrer politisch gefärbten Aussagen umso mehr. Über den Wert ihrer politischen Arbeit muss man meines Erachtens nicht einmal streiten. Ist das gerecht gegenüber denen, die redlich sich bemühen? Entscheiden Sie selbst…

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