Gonzosophie
30. August 2007
vor dem Schlund
gonzosophie | 30. August 07 | Topic 'Selbstbehauptung'
Ein Gurgeln, ein Flüstern ein Hauch. Schon wieder ein neuer Tag, jedenfalls hat man mir das gesagt, irgendwann einmal. Aus diesen ungewaschenen Laken zu kriechen, wenn es noch nicht mal ganz hell ist aber schon Tag, ekelhaft. Es ähnelt dem Abstreifen von verwendeten Condomen, nichts versichert einem so der Erbärmlichkeit allen Seins, insbesondere des eigenen. Wie komme ich nur darauf, was hat das miteinander zu tun? Es gibt keinen Abstand, keine Trennung des Profanen mehr. Auch das Wort „Schlampe“ hat seine Konnotation verkehrt, welche Differenzierung könnte es mit seiner alten Bedeutung noch leisten. Wer würde es heute noch negativ verwenden. „Jungfrau“ hat seinen Platz eingenommen. Gott, wer wollte sich denn sehen lassen, auch nur einen Kaffee trinken mit einer jungfräulichen Maria. Worüber sollte man mit der schon reden? „Kafarnaum, aha, soso“ Reinheit wurde durch Hygiene ersetzt. Hauptsache gewaschen, das wirkt anständig und hält die Funktionen aufrecht. Amtlich. Hier könnte man vom Beckenboden essen, wenn man denn wollte. Ich zeichne es nach mit meinen Gedanken, mit dem gröbsten Pinsel schmier ich es hin, bedeutungsschwanger, doch ärmlich im Ausdruck. So gebührt es, so ist es recht. Ich lehne mich zufrieden zurück, in meinem Sessel, doch Lächeln kann ich nicht. Alles steril, zu tot, selbst für mich. Ich schaffe es nicht mehr den Zeilen Leben aufzupflanzen, schmiere nur hier und dort einen Krumen Mutterboden hin und begieße den Triumph des Fleisches über, ja worüber nur?

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Bundestrojaner
gonzosophie | 30. August 07 | Topic 'aktuelles'
Es gibt Worte, deren lapidare Komik mich fasziniert. Meist schaffen sie dies noch mehr in Relation zu ihren offiziellen Entsprechungen, in diesem Falle „Remote Forensic Software“. Überraschenderweise zeigen die Bundesformulierer oft mehr Kreativität als ihre medialen Gesprächspartner, man denke nur an die phänomenale Umformulierung des Begriffes „gezielte Tötung“ zu „finaler Rettungsschuss“. Ich stelle mir diesen Beruf sehr schön vor, den ganzen Tag in einem Büro sitzen. Rauchen. Emails schreiben. Und alle paar Monate einen neuen Euphemismus/Pejorativ erfinden. Dem Widerpart einen Schritt voraus sein. "Verdammt, was machen wir denn aus 'Internierung von Verdächtigen' ...." Das ist kultiviert, das erzählen die eigenen Kinder auch gern in der Schule ohne sich zu schämen. Weiß jemand, wie man hier einen Einstieg findet?

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29. August 2007
Zig Zag Wanderer
gonzosophie | 29. August 07 | Topic 'Selbstbehauptung'

Wenn dir der Tag nur noch Schmunzeln abringt, weil dir die Tiefschläge wie die eines Anderen vorkommen, zu weit weg als das sie schmerzten, aber doch zu nah um darüber Lachen zu können; Wenn dir die Müdigkeit in allen Knochen steckt, aber jene Empfindungen so wunderbar dämpft und deinem Dasein wenigstens noch den Sinn gibt, dem Körper mehr Bewusstsein abzuringen; Wenn dir alle Schönheit nur noch vorkommt wie ein Abziehbild, alle menschliche Aufmerksamkeit wirkt wie ein Tropfen Schweiß auf verdurstenden Lippen - dann hast du es endlich geschafft, gleitest langsam ins Delirium. Das Hirn schüttet einen bunten Cocktail natürlicher Opiate aus und du beginnst aus dir heraus zu lächeln. Dein Fassungsvermögen ist überschritten, der Quatsch geht an dir vorbei.

Genieße es, eines der letzen Hochgefühle, die dir vergönnt sind: „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich.“ – ganz immanent, ganz praktisch. Die beste aller möglichen Weltfluchten.

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