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Früchte des Sanftmutes
gonzosophie | 09. Oktober 08 | Topic 'aktuelles'
Es gibt doch schon seltsame Ereignisketten. Gestern Nacht öffnete ich mein Fenster der frischen Luft wegen, die sich draußen für gewöhnlich aufzuhalten pflegt. Unbedacht schlich sich jedoch noch ein anderer Bewohner des Draußen ein: eine große, haarige Spinne. Nun ist mein Verhältnis zu Spinnentieren zwiespältig. Einerseits schätze ich ihre Arbeit im Bereich des pest-controlling sehr, dennoch müssen sie mit ihren Wuselbeinen nicht direkt vor meiner Nase herumstolzieren, noch dazu ab einer gewissen Größe. In Küche oder Wohnzimmer lasse ich sie auch gewähren, verziehen sie sich doch normalerweise bei Licht in dunkle Ecken, was jedoch im Schlafzimmer zu eher unangenehmen Assoziationen führen kann. Jedenfalls stülpte ich ein großes Glas über den wohl nicht korrekt so bezeichneten Weberknecht (aber das ist nun mal ein schönes Wort) und verbrachte ihn damit in die Küche, wo er bis auf weiteres in Untersuchungshaft gesetzt wurde. Nachdem ich durch das Glas begutachtet hatte, ob er etwaige, durch den Transport verursachte Verletzungen davongetragen hatte, legte ich mich ruhig schlafen.
Heute am späten Nachmittag sollte nun die Freilassung erfolgen. Ich räumte das stetig zugestellte Küchenfenster frei, öffnete es und setzte das Glas mit der Spinne mit Bedacht so auf die Fenstersimskante, dass sich das Tierchen nun je nach Lust und Laune mühelos abseilen oder herauskrabbeln kann. Ihm den Rückweg zu erschweren wollte ich natürlich das Fenster wieder schließen. Leider fiel mir dann jedoch etwas anderes ins Auge. Im Türrahmen scheint sich eine Marienkäferkolonie angesammelt zu haben, die sofort munter los krabbelte und flog, den neu gewonnenen Platz zu erkunden. Nun stecke ich einerseits im Gewissenkonflikt, das Fenster nicht mehr schließen zu können da ich so für den Tod einer ganzen Marienkäferherde verantwortlich wäre, doch könnte auch die Kälte, die unweigerlich durch das geöffnete Fenster eindringt, vielleicht zu meinem baldigen Erfrierungstode führen. Andererseits habe ich eine große, dicke Spinne direkt auf die doch eher harmlosen Käferchen losgelassen. Naja, das sind ja auch Kannibalen, also mal sehen was noch so passiert.
Heute am späten Nachmittag sollte nun die Freilassung erfolgen. Ich räumte das stetig zugestellte Küchenfenster frei, öffnete es und setzte das Glas mit der Spinne mit Bedacht so auf die Fenstersimskante, dass sich das Tierchen nun je nach Lust und Laune mühelos abseilen oder herauskrabbeln kann. Ihm den Rückweg zu erschweren wollte ich natürlich das Fenster wieder schließen. Leider fiel mir dann jedoch etwas anderes ins Auge. Im Türrahmen scheint sich eine Marienkäferkolonie angesammelt zu haben, die sofort munter los krabbelte und flog, den neu gewonnenen Platz zu erkunden. Nun stecke ich einerseits im Gewissenkonflikt, das Fenster nicht mehr schließen zu können da ich so für den Tod einer ganzen Marienkäferherde verantwortlich wäre, doch könnte auch die Kälte, die unweigerlich durch das geöffnete Fenster eindringt, vielleicht zu meinem baldigen Erfrierungstode führen. Andererseits habe ich eine große, dicke Spinne direkt auf die doch eher harmlosen Käferchen losgelassen. Naja, das sind ja auch Kannibalen, also mal sehen was noch so passiert.
Lasst Freiheit tönen
gonzosophie | 09. Oktober 08 | Topic 'Autolyse'
Die Krise ist die Kristallisation der Normalität, reines sonst auch, konzentriert. Es wimmelt davon. Kriege erhalten ihr Votum, fortgeführt zu werden, der Opfer wegen. Das Volk stimmt dem zu, kategorisch. Die Perspektiven verschieben sich, Banken kosten den Staat nun mehr als Waffen. Der einfache Mann vertraut dem Kapitalismus nicht mehr – er will sein Geld sicher wissen, seine Arbeit behalten, zur Rente Viagra auf Rezept bekommen. Das ist ein Traum von Glück, Stagnation, dem das Soll nicht entspricht, vielfach das Haben niemals entsprochen hat.
Ich sitze in einem Zimmer, immer ein Ohr an der Tür. Draußen wird gesprochen, ständig. Man kann seinen Alkohol nicht mehr alleine trinken. Seine Reden nicht nur denken. Zu sozialem Dasein gehört heute viel mehr als die Klotür auszuhängen, sich Fäuste entegegen zu ballen. Ficken muss man und einander davon Metaphern bilden. Zeichen der Macht sind nichts anderes, links eine Zepter, rechts der Reichsapfel. Ich habe vergessen, dass ich ein Mann bin und was das heißen soll. Sitze hier und koche mir Tee, trinke Kaffee jeden Tag und wechsle die Kleidung. Mein Alter ist bald kein Quarterpounder mehr. Zeit zieht im Rücken.
Aber ich schlafe recht gut, trinke sehr wenig. Die Gedanken lassen sich leicht vertreiben und vielleicht ist auch dies das Glück der Stagnation. Die Lethargische Utopie mit weit entfernten Selbstmordphantasien. Tod durch nervöse Langeweile. Herzstillstand, was für ein schönes Wort. Weit weg von all den „Du“s, denen ich mir Tintentränen nachgetragen. Ich habe wieder aufgehört zu rauchen, stelle die Versuche der Ästhetik ein. Mein Versteck nötigt mir keine Maske ab und wer nichts macht, muss es niemandem Recht machen.
Wenn sie entschuldigen – es ist schon spät.
Ich sitze in einem Zimmer, immer ein Ohr an der Tür. Draußen wird gesprochen, ständig. Man kann seinen Alkohol nicht mehr alleine trinken. Seine Reden nicht nur denken. Zu sozialem Dasein gehört heute viel mehr als die Klotür auszuhängen, sich Fäuste entegegen zu ballen. Ficken muss man und einander davon Metaphern bilden. Zeichen der Macht sind nichts anderes, links eine Zepter, rechts der Reichsapfel. Ich habe vergessen, dass ich ein Mann bin und was das heißen soll. Sitze hier und koche mir Tee, trinke Kaffee jeden Tag und wechsle die Kleidung. Mein Alter ist bald kein Quarterpounder mehr. Zeit zieht im Rücken.
Aber ich schlafe recht gut, trinke sehr wenig. Die Gedanken lassen sich leicht vertreiben und vielleicht ist auch dies das Glück der Stagnation. Die Lethargische Utopie mit weit entfernten Selbstmordphantasien. Tod durch nervöse Langeweile. Herzstillstand, was für ein schönes Wort. Weit weg von all den „Du“s, denen ich mir Tintentränen nachgetragen. Ich habe wieder aufgehört zu rauchen, stelle die Versuche der Ästhetik ein. Mein Versteck nötigt mir keine Maske ab und wer nichts macht, muss es niemandem Recht machen.
Wenn sie entschuldigen – es ist schon spät.
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